Miriam Fussenegger: Die Buhlschaft, die keiner kennt

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PK SALZBURGER FESTSPIELE: FUSSENEGGER/ HOBMEIER(c) APA/NEUMAYR/MMV
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Das Geheimnis ist gelüftet: Die 25-jährige Miriam Fussenegger spielt im Sommer in Salzburg die Buhlschaft. Sie freut sich darauf wie ein kleines Kind.

Sie ist hübsch, selbstbewusst, scheut das Blitzlichtgewitter nicht und kann Rad fahren: Das sind nur einige der Voraussetzungen, die Miriam Fussenegger für ihre erste richtig „große“ Rolle bei den Salzburger Festspielen mitbringen muss.

Die 25-jährige Oberösterreicherin ist die neue Buhlschaft, die im Sommer mit Cornelius Obonya im „Jedermann“ auf dem Domplatz spielen wird. Die Neubesetzung der Rolle, die nur 30 Sätze sagen muss, aber trotzdem als eine der wichtigsten des Salzburger Sommers gilt, war ein gut gehütetes Geheimnis.

In der Gerüchteküche kursierten viele Namen, Miriam Fussenegger war nicht darunter. Wohl auch, weil man sie (noch) nicht kennt. „Jetzt sehen sie die Buhlschaft, wissen aber nicht, wie sie heißt“, scherzte deshalb auch Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf und freute sich gemeinsam mit Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler diebisch, dass dem Duo mit der Besetzung eine echte Überraschung gelungen ist.

Miriam Fussenegger lächelte in die Kameras, als ob es nichts Selbstverständlicheres gebe. Sie hatte im Vorjahr bei den Festspielen in Bechtolfs Inszenierung von „Mackie Messer“ die Lucy gespielt. Es war ihr Eintrittsticket für höhere Weihen in Salzburg. Brigitte Hobmeier, die an der Seite von Cornelius Obonya die vergangenen drei Sommer die Buhlschaft war, wollte in Salzburg nicht mehr verlängern.

„Anderen Teil der Welt sehen“

„Ich wollte mir und meiner Familie die Chance geben, im Sommer einmal einen anderen Teil von der Welt zu sehen“, sagte Hobmeier zu den Gründen, warum sie dem Domplatz den Rücken gekehrt hat. Auch wenn sie sich auf Urlaub freut, geht sie nicht ohne Wehmut. „Mir ist mein Herz heute ordentlich schwer geworden“, erzählte die Schauspielerin. Ihrer Nachfolgerin in der Rolle der Buhlschaft gab sie eine blumengeschmückte Fahrradklingel mit auf den Weg: „Das ist die Buhlschaftsschelle“, scherzte Hobmeier und herzte die Neue.

Dass ihr eine der kleinsten, aber wohl aufregendsten Sprechrollen des deutschen Theaters angeboten wurde, hat Fussenegger wohl am meisten selbst überrascht. „Das ist eine tolle Chance, gerade in meinem Alter. Ich danke für den Mut“, sagte Fussenegger in Richtung des Schauspielchefs. Als sie gefragt wurde, ob sie die Buhlschaft spielen wolle, hat sie das erst einmal verdauen müssen. Dann aber empfand sie eine unheimliche Freude bei diesem Abenteuer, das auf dem Salzburger Domplatz auf sie wartet: „Ich freue mich riesig.“

Respekt hat sie vor der Größe des Platzes, vor dem Spielen im Freien und vor der Arbeit mit dem eingespielten Team. „Ich hätte die Rolle nicht angenommen, wenn ich sie mir nicht zutrauen würde“, sagt die Neue selbstbewusst. Sie sieht in der Rolle viele Frauentypen: Die Buhlschaft sei für sie kindlich, sexy, sie habe etwas Derbes, aber auch etwas empathisch Kluges, beschrieb Fussenegger ihre Vorstellung von der Rolle. Ihre Vorgängerinnen wolle sie nicht kopieren. „Das ist meine eigene Reise“, meinte die Schauspielerin.

„Chemie hat sofort gestimmt“

Erste kleine Passagen hat sie mit Cornelius Obonya schon geprobt. „Die Chemie hat sofort gestimmt“, erzählte Bechtolf vom Kennenlernen. „Er ist mir auf Augenhöhe begegnet, es hat wunderbar gepasst“, berichtete Fussenegger.

Die Schauspielerin, die weitschichtig mit der Autorin Gertraud Fussenegger verwandt ist, ist 1990 in Linz geboren und in Oberösterreich aufgewachsen. Nach der Matura studierte sie zuerst ein Semester Psychologie, entschied sich dann aber doch für die Schauspielerei. Hat sie es mit der Buhlschaft in ihrem Beruf geschafft? „Es ist wohl hoffentlich nicht der Höhepunkt meiner Karriere“, scherzte die 25-Jährige. Nun bleibt nur mehr ein Geheimnis, das bis zur Premiere am 23. Juli gut gehütet werden wird: das Kleid der Neuen auf dem Domplatz.

ZUR PERSON

Neues Gesicht. Miriam Fussenegger wird die neue Buhlschaft für die „Jedermann“-Inszenierung. Die 1,70 Meter große Absolventin des musisch-kreativen Zweigs der Linzer Hamerlingschule studierte zunächst in Graz ein Semester Psychologie, ehe sie an das Max-Reinhardt-Seminar ging und dort vor zwei Jahren abschloss. Ihr Rollenunterricht bei Markus Meyer, Regina Fritsch, Nicholas Ofczarek und Klaus Maria Brandauer wird der 25-Jährigen bei der Buhlschaft vermutlich mehr helfen als ihre bisherigen Film- und Fernsehrollen bei „Soko Donau“, Andreas Prochaskas historischem Dreiteiler „Maximilian“ und Markus Schleinzers Kurzfilm „Telephon“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2016)

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