Migranten: Jobsuche trotz Titel schwierig

Bereits 19 Prozent der Migranten sind Akademiker. Sie haben es aber schwerer, zu einem Job zu kommen als Absolventen ohne Migrationshintergrund.

Akademiker mit Migrationshintergrund finden schwerer einen Job, zeigt eine Studie des Soziologie-Instituts der Uni Wien: Aktuell sind 18,6 Prozent der österreichischen Erwerbsfähigen mit Migrationshintergrund akademisch gebildet, vor 15 Jahren war diese Gruppe noch verschwindend gering. Innerhalb der Akademiker mit Migrationshintergrund gibt es aber große Unterschiede: So können etwa unter den Österreichern mit türkischem Hintergrund nur 4,2 Prozent einen akademischen Abschluss vorweisen.

Etwas höher sind die Anteile an Akademikern in der Gruppe der 25- bis 35-Jährigen: 20,1 aller Österreicher mit Migrationshintergrund haben ein Studium abgeschlossen, während es unter den türkischstämmigen Akademikern rund 6,1 Prozent sind.

Doppelt so viele Bewerbungsschreiben

Erstmals wurden nun Details zu Berufseinstieg und Berufsverlauf von Akademikern mit Migrationshintergrund genauer untersucht. Das Team um Projektleiter Roland Verwiebe, Vorstand des Instituts für Soziologie der Universität Wien, fand heraus, dass Akademiker mit Migrationshintergrund im Schnitt doppelt so viele Bewerbungen schreiben müssen wie Nicht-Migranten, bis sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Und sie müssen sich auch mehr Bewerbungsgesprächen stellen, ehe sie einen Job angeboten bekommen.

Schlechte Chancen im öffentlichen Dienst

Bei der Qualität der Jobs gibt es zwar kaum Unterschiede zwischen Akademikern mit und ohne Migrationshintergrund auch nicht bei der Bezahlung. Beim Lohn gibt es aber weiter große Unterschiede abhängig vom Geschlecht.

Akademiker ohne Migrationshintergrund aber erhalten eher unbefristete Verträge. Jene mit Migrationshintergrund arbeiten öfter als freie Dienstnehmer und machen sich eher selbstständig. Leitende Tätigkeiten oder Positionen in der öffentlichen Verwaltung sind für sie schwerer zu erreichen.

Migranten gehen in internationale Unternehmen

Verwiebe fand Unterschiede auch auf eine anderen Gebiet heraus: Absolventen mit Migrationshintergrund kommen nach einer sehr intensiven Suchphase in internationalen Unternehmen unter. „Sie werden dort entsprechend ihrer Qualifikation bezahlt und haben gute Aufstiegschancen. Es sind Unternehmen, die den kulturellen Hintergrund nicht nur akzeptieren, sondern als interkulturelle Kompetenz schätzen", sagt Verwiebe. „Es war  auffallend, dass es sich quer durch die Bank um selbstbewusste und ehrgeizige junge Menschen handelt, die ein klares Konzept von ihrer Karriere haben und diese sehr genau und systematisch planen.“

Eine massive strukturelle Diskriminierung von Akademikern mit Migrationshintergrund konnten Verwiebe nicht feststellen. Dennoch sprechen die Zahlen für sich: Die Arbeitslosigkeit ist unter türkischen (6,2 Prozent) und ex-jugoslawischen Akademikern (7,1 Prozent) mehr als doppelt so hoch wie unter österreichischen (2,9 Prozent).

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