Philolympiade: Wenn Schüler philosophieren

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Marx, Hegel und mehr: Gut 30 niederösterreichische Schüler messen sich im philosophischen Essayschreiben. So wie einst Arthur Schopenhauer.

St. Pölten. So stellt man sich philosophieren eigentlich nicht vor: Gut 30 Schüler sitzen am Montagvormittag in einem Computerraum an der FH St. Pölten vorm Bildschirm und tippen. Dass man hier doch richtig ist für die niederösterreichische Philosophieolypmpiade, wird draußen vor der Tür aber rasch klar. Denn da fachsimpeln zwei 17-jährige Schüler über Marx und Hegel, über Francis Fukuyama und Sinn und Unsinn verschiedener feministischer Strömungen.

Den eigentlichen Grund für ihre Anwesenheit haben die beiden nach knapp zwei Stunden schon erledigt: Wie die anderen – aus 18 niederösterreichischen Gymnasien – einen philosophischen Essay zu verfassen, zu einem von vier Zitaten. Zur Auswahl: Marx, Hegel, da Vinci oder der deutsche Philosoph Hans Blumenberg. Texte, die dann von einer Jury aus 15 Lehrern bewertet und gereiht werden.

Erster, Zweiter, Dritter: Ja kann man das, darf man das denn in der Philosophie? Schon, meint Rudolf Pölzer, Philosophielehrer und einer der Organisatoren. Aufsatzwettbewerbe hätten unter Philosophen lange Tradition. Der große deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer sei einst sehr gekränkt gewesen, als eine seiner Schriften nicht ausgezeichnet wurde. Was auch zeige: Man dürfe die Ergebnisse solcher Wettbewerbe nicht überbewerten. „Derjenige, der damals gewonnen hat, ist vergessen. Schopenhauer kennt man bis heute.“

Eine Olympiade ist kein Test

Dennoch, bewerten ließen sich solche Texte sehr wohl. Fünf Kriterien gelten für die internationale Philosophieolympiade: Fokus, innere Stimmigkeit, argumentative Stärke, philosophisches Verständnis und Originalität. Zentral: Schüler sollen zeigen, dass sie eigenständig und philosophisch fragen und argumentieren können. Das Wissen darüber, welcher Philosoph sich wie dazu geäußert habe, sei zwar willkommen. Doch eine Olympiade ist kein Test. Oder, frei nach Immanuel Kant: Es geht darum, philosophieren zu lernen – und nicht darum, Philosophie zu lernen.

Emanuel Lukas Schneider vom BG Zwettl hat das in den Augen der Jury in diesem Jahr am besten gemacht. Er nimmt für seinen Essay zu Karl Marx nicht nur einen Preis von 400 Euro (gesponsert von niederösterreichischen Rotary Clubs) mit nach Hause, er fährt mit dem Zweitplatzierten auch weiter zum Bundeswettbewerb Anfang April in Graz. Die besten zwei Österreicher wiederum treten bei der internationalen Olympiade in der litauischen Hauptstadt Vilnius gegen Schüler aus 45 Ländern an. (beba)

www.Siegeressay:www.diepresse.com/philo

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2014)

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