Zinswende: Britische Notenbank uneins über weiteren Kurs

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Zwei Notenbanker seien für eine sofortige Zinserhöhung. Sie befürchten eine zu späte Reaktion auf die Erholung am Arbeitsmarkt und den Inflationsdruck.

In der britischen Notenbank ist erstmals seit drei Jahren eine Kontroverse über den geeigneten Zeitpunkt für höhere Zinsen ausgebrochen. Zwei von neun Zentralbankern stimmten auf der August-Sitzung überraschend für eine sofortige Anhebung, was Spekulationen über eine baldige Straffung der Geldpolitik nährt.

Wie aus den heute, Mittwoch, veröffentlichten Protokollen des Treffens der Bank of England (BoE) hervorgeht, befürchten die beiden Gegner des ultralockeren Kurses eine zu späte Reaktion auf die Erholung am Arbeitsmarkt und den steigenden Inflationsdruck. An den Märkten wird frühestens für Februar 2015 eine Zinserhöhung erwartet.

Pfund erholt sich

Ökonom Daniel Vernazza von der italienischen Bank-Austria-Mutter UniCredit sieht sich durch die Protokolle indes in der Ansicht bestätigt, dass die BoE im November handeln wird. Andere Beobachter verwiesen darauf, dass die Befürworter höherer Zinsen ohnehin Vertreter einer straffen geldpolitischen Linie seien. Sie spiegelten somit nicht die Mehrheitsmeinung in dem von BoE-Chef Mark Carney geleiteten Führungsgremium wider. "Sie werden noch eine Zeit lang einsame Rufer in der Wüste bleiben", so Tony Wilson vom Devisen-Spezialisten Fexco, der mit einer Zinserhöhung Anfang 2015 rechnet.

Das Pfund erholte sich nach der Veröffentlichung der Sitzungsprotokolle von seinem Vier-Monats-Tief und kletterte zeitweise auf ein Tageshoch von 1,6680 Dollar. Zum Euro kletterte das Pfund auf 79,69 Pence, den höchsten Stand seit einer Woche.

Zinssatz seit fünf Jahren unverändert

Die Notenbanker Martin Weale und Ian McCafferty plädierten für eine sofortige Zinserhöhung auf 0,75 Prozent. Sie argumentieren, damit könne die Notenbank einem zu erwartenden Lohnanstieg und Inflationsgefahren rechtzeitig begegnen. In dem geldpolitischen Ausschuss herrscht laut den Protokollen jedoch die Meinung vor, dass der Inflationsdruck derzeit noch nicht stark genug ist, um eine Zinserhöhung zu rechtfertigen. Eine straffere Geldpolitik würde die Wirtschaft sogar "anfälliger" machen, warnt die Mehrheit des Gremiums.

Die BoE hält den Leitzins seit mehr als fünf Jahren auf dem historisch niedrigen Niveau von 0,5 Prozent. Mit der Kontroverse geht die längste Phase der Einstimmigkeit in der BoE nun zu Ende: Nie zuvor waren die Geldpolitiker drei Jahre lang einer Meinung gewesen.

(APA/Reuters)


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