Auch Lehrer wollen weiterlernen

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Für Lehrer gibt es nicht nur im Rahmen der pädagogischen Akademie zahlreiche Weiterbildungsangebote. Oft bietet ein Karenzjahr die Option, die fachlichen Fähigkeiten zu erweitern oder auch ganz umzusatteln.

Englischunterricht in der 4a der Neuen Sportmittelschule Weiz, das heißt für die Schüler: iPhones und Smartphones zur Hand und online oder per App Texte übersetzen. Margit Oblak, seit 35 Jahren Lehrerin, unterstützt, wo notwendig. „Die Schüler sollen die neuen Medien für ihren Wissenserwerb anwenden. Wir Lehrer müssen uns auf diesem Feld unbedingt fortbilden, denn die Kinder sind viel firmer als wir“, meint Oblak. Sie hat einen Projekt-Wettbewerb bei Education First (EF) gewonnen, der Preis war ein einwöchiger Teacher Training Course in Boston, für den von der Schulbehörde außerordentlicher Sonderurlaub gewährt wurde. „Das war definitiv Horizonterweiterung, viel Erfahrungsaustausch und Networking mit Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt.“

EU-Erfahrungsaustausch

„Immer mehr Lehrer wollen neue Methoden kennenlernen und die Motivation ihrer Schüler und Schülerinnen steigern“, meint Elisabeth Sekulin, Leiterin von EF-Sprachkurse Österreich. „Englisch ist nach wie vor die Nummer eins. Aber auch Französisch, Italienisch, Japanisch und Chinesisch sind verstärkt gefragt.“ Im Frühling und im Herbst ist die Nachfrage besonders groß, die meisten Kurse dauern ein bis zwei Wochen. Die Österreichische Agentur für internationale Mobilität und Kooperation in Bildung, Wissenschaft und Forschung, kurz ÖAD, vergibt Stipendien für Förderungen unter bestimmten Voraussetzungen: Das neue EU-Programm Erasmus+ fördert Gesamtkonzepte einer Schule innerhalb eines Mobilitätsprojekts, beispielsweise den Besuch einer Grundschul-Lernwerkstatt in einem anderen EU-Land. 3,1 Millionen Euro Förderbudget stehen österreichweit für das Jahr 2014 für den Bereich Schule zur Verfügung.

Bildungskarenz nicht für Beamte

Zusätzlich zu den Weiterbildungsangeboten, die die pädagogischen Hochschulen in allen Bundesländern anbieten, können Lehrer auch Bildungskarenz in Anspruch nehmen. Grundvoraussetzung: Sie sind Vertragslehrer und keine Beamten, sprich pragmatisiert. Beim Dienstgeber wird um „Karenz unter Entfall der Bezüge“ angesucht. Für den Dienstnehmer besteht keine Informationspflicht gegenüber dem Dienstgeber, wofür die Karenz verwendet wird. Um Bildungskarenz wird beim AMS angesucht. Voraussetzung ist, dass das Dienstverhältnis der Arbeitslosenversicherungspflicht unterliegt, was bei Beamten nicht der Fall ist, weshalb diese Option pragmatisierten Lehrern nicht offensteht. Die Ausbildung muss nicht im Zusammenhang mit dem Beruf stehen, muss aber anerkannt sein.

Nach Angaben der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) nehmen vor allem Frauen aus Lehr-, Gesundheits- und Kulturberufen Bildungskarenz in Anspruch, viele satteln nach der Geburt ihrer Kinder komplett um. So wie Brigitte Rambichler. Initialzündung für die gelernte Friseurin, sich mit Pädagogik auseinanderzusetzen, waren ihre eigenen Kinder. Erziehung hat für sie weniger mit Inhalt als mit Umfeld und dem respektvollen Umgang mit dem Gegenüber zu tun. Sie absolvierte Ausbildungen im Bereich der Erziehung und absolvierte 2010 die Montessori-Ausbildung in Innsbruck. Nach persönlichkeitsbildenden Seminaren unterrichtet sie heute an der Alternativschule Lernwerkstatt in Ludesch/Vorarlberg. „Ich bin gerne an der Ganztagsschule tätig und unterstütze Kinder in einer druck- und angstfreien Atmosphäre beim Lernen – so wie ich es gelernt habe. Ich bin davon überzeugt, dass sich Kinder gut entwickeln, wenn sie ganz individuell nach ihrem Maßstab lernen dürfen. Respekt vor dem Gegenüber darf dabei nicht fehlen, und auch die Eltern müssen das Schulkonzept mittragen. Dass Eltern ihre Talente bei uns einbringen, ist verpflichtend. Sie kochen, malen oder verfassen Geschichten mit den Kindern. Jeder leistet einen Beitrag.“ So macht Rambichler das Unterrichten Spaß, sie ist zufrieden mit ihrem Lebensweg.

Vom Lehrer zum Manager

Welche Talente, die auch in der Privatwirtschaft gefragt sind, bringen Pädagogen mit? Ulrich Selkmann-Fidesser ist Produktmanager für Objekthygiene bei Diversey Austria, zuvor war er sechs Jahre lang Lehrer. „Ich komme aus einer Lehrerfamilie, da schien mir dieser Beruf erstrebenswert“, erzählt er. „Aber schon nach ein, zwei Dienstjahren wollte ich etwas anderes machen. Ich wusste, dass Eltern und Schüler es mir danken, wenn ich engagiert bin, aber finanziell schaut dabei nicht viel heraus.“ Deshalb begann er im dritten Dienstjahr an der FH Wien der WKW Marketing und Sales zu studieren. „Lehrer haben Talente und Skills, die auch in der Wirtschaft gebraucht werden“, ist er überzeugt. „Nämlich die Fähigkeit, Menschen zu disziplinieren, etwas didaktisch sinnvoll aufzubereiten, zu präsentieren und gezielt auszudrücken. Engagierte und motivierte Menschen sind sowohl im Lehrberuf als auch in der Wirtschaft immer gefragt.“

Web:www.ph-online.ac.at, www.montessori.at

www.valeo.at.www.ef.co.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2014)

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