Als Heller und Peichl einen Staat gründeten

Artopia: In Alpbach wurde 1979 ein Freistaat gegründet – mit Igel im Wappen und eigenem TV. Er hielt leider nicht lang.

Es war eine „salbungsvolle, mit viel süßem Pathos, aber auch herber Kritik versehene Proklamation“, die André Heller, einer der drei Gründerväter (und Poesieminister) des Freistaates Artopia, in Alpbach während des Forums am vorletzten Augustwochenende 1979 hielt.

Der neue kleine radikale Staat hatte ein eigenes Wappen (einen von Johann Hauser gezeichneten Igel), eine kleine Verfassung (sieben Sätze, unter anderem: „7. Artopia ist ein Widerspruch, um Antwort zu erhalten“), eine Zeitung („Artopia-Presse“, CR Markus Peichl) und vor allem einen Kabel-TV-Sender, der in zwei bis drei Wirtshäuser ausstrahlte. Genau den sieht André Heller heute als eigentlichen Erfolg der Aktion: „Wir haben den ersten Privatsender Österreichs gegründet.“ Sonst sei die ganze künstlerische Aktion eine „schöne Sommergeschichte“ gewesen, die es in internationale Zeitungen wie den „Spiegel“ schaffte.

Architekt und Ironimus Gustav Peichl war der politische Kopf, sorgte für „offizielle“ Anerkennung durch Unterrichtsminister Fred Sinowatz. Hertha Firnberg war der erste „Staatsbesuch“. Ideengeber, Videospezialist und Aktionist Horst Gerhard Haberl kreierte Titel für das „Gegengewicht zu dem vornehmlich wissenschafts-, politik- und wirtschaftsorientierten Forum – zugunsten von Kunst, Fantasie und  dem Umsetzen von Sehnsüchten“, wie sich Koschka Hetzer-Molden erinnert. Eine weiße Fahne wurde gehisst, es erklang die Signation „Artopia Kuckuck – Gloria!“. Helga Rabl-Stadler schrieb für die Zeitung wie Friedrich Torberg.

Otto Molden setzte dem Künstler-Freistaat dennoch ein frühzeitiges Ende, nachdem die Artopianer eine Alpbacher Erntekrone durch das Dorf getragen hatten. „Das war ein bisschen ungeschickt, die Empörung der Alpbacher war groß“, schildert Heller heute.

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