Rekordjagd auf Immobilien

Ausblick. Im Vorjahr wurde auf dem österreichischen Immobilieninvestmentmarkt ein neuer Rekord eingefahren. Auch heuer zeigen die Daumen in der Branche nach oben.

Mitte Jänner wurde abgerechnet: Mit 3,52 Milliarden Euro Transaktionsvolumen im Jahr 2015 konnte in Österreich ein neuer Rekord eingefahren werden. Laut gejubelt wurde freilich schon 2014, als rund 2,8 Milliarden Euro in Österreich in Immobilien investiert wurden. Und auch für 2016 können die Sektflaschen wohl schon eingekühlt werden. „Jetzt kommen Dinge auf den Markt, mit denen wir gar nicht gerechnet haben. In Summe kann es passieren, dass wir heuer ein Transaktionsvolumen in ähnlicher Höhe wie 2015 haben werden“, sagt Michael Zöchling, Geschäftsführer der BAR bareal Immobilientreuhand GmbH. Mit 850 Millionen Euro an vermittelten Transaktionsvolumen in Österreich ist die BAR nach eigenen Angaben Marktführer im heimischen Investmentsegment. Zöchling ist überzeugt, dass auch heuer speziell in Wien einige große Projekte über den Tisch gehen werden. „500 Millionen Euro wie für Wien-Mitte wird es nicht noch einmal geben, aber im Bereich von 300 bis 400 Millionen Euro sehe ich durchaus einiges.“ Der Verkauf des Wien-Mitte-Komplexes an ein Konsortium unter Führung von Morgan Stanley Real Estate im Oktober 2015 war die größte Transaktion, die es in Wien je gegeben hat.

Großer Investitionsdruck

Der Investmentdruck bleibt heuer europaweit groß – und dabei werden die Fühler auch weiterhin nach Österreich ausgestreckt. 94 Prozent der Investoren bezeichnen laut dem aktuellen EY Trendbarometer den Immobilienstandort Österreich als attraktiv oder sehr attraktiv. Befragt wurden 35 Investoren, die in den vergangenen Jahren am österreichischen Immobilienmarkt aktiv waren. 67 Prozent gehen von steigenden Aktivitäten aus – vor allem großvolumige Transaktionen werden von mehr als drei Vierteln erwartet (2014: 56 Prozent). „Die Anziehungskraft Österreichs hat sich seit der letzten Befragung 2014 auf diesem Niveau gehalten“, sagt Alexander Wlasto, Partner bei EY Österreich. Auch andere Experten blicken positiv in die Zukunft und führen dies vor allem auf zwei Gründe zurück: Der Preisanstieg war im Vergleich zu Deutschland sehr moderat. Zudem ist Österreich für Investoren günstiger als Deutschland.

Gefragte Segmente

Der Fokus der Investoren liegt vor allem auf Wohn- und Büroimmobilien. Im Bürosegment zieht es die Anleger primär in Bürocluster wie etwa am Wiener Hauptbahnhof, ins Viertel Zwei oder das Euro Plaza. „Auch die Mieter wollen in diese Cluster“, sagt Zöchling. „Sie wollen dorthin, wo Büro stattfindet und nicht mehr in das Grätzel im fünften Bezirk.“ Fakt ist auch: Die enorme Nachfrage besonders auf dem Wiener Markt trifft auf ein geringes Angebot. Aufgrund des hohen Anlagedrucks muss mit Preissteigerungen von bis zu 20 Prozent kalkuliert werden, heißt es. Für Nachschub ist aber durchaus gesorgt. „Aufgrund der sehr guten Marktsituation trennen sich große Liegenschaftseigentümer europaweit von ihren Paketen. Da sind auch immer wieder Häuser in Österreich dabei“, sagt Zöchling und nennt ein Beispiel aus dem Vorjahr: „Es hat ja niemand damit gerechnet, dass der Florido-Tower gedreht wird. Der war beispielsweise 2015 in so einem Paket dabei.“

Sondieren auf der Mipim

Wohin heuer die Reise auf dem Investitionsmarkt geht, wird auch Europas größte Immobilienmesse Mipim vom 15. bis 18. März 2016 in Cannes zeigen. Zöchling reist jedenfalls wie viele seiner österreichischen Branchenkollegen mit jeder Menge Zuversicht im Gepäck an. „Wir wissen, welche Immobilien auf den Markt kommen werden. Vor Ort tasten wir ab, welche Renditevorstellungen die Investoren haben. Ich rechne mit einer hohen Kaufbereitschaft und der Bereitschaft, noch nie da gewesene Preise zu bezahlen.“
Kurzum: Die Stimmung ist gut. Bleibt die Frage, wie lang noch. Stefan Schilbe, Chefvolkswirt bei der HSBC Trinkhaus & Burkhardt AG, gibt einstweilen Entwarnung. „Die Immobilienbranche ist sicher der Sektor, der noch am stärksten von der expansiven Geldpolitik profitiert. Ich sehe auch wenig Anlass, dass sich die geldpolitischen Rahmenbedingungen in absehbarer Zeit zum Negativen ändern werden.“ Allerdings darf eine Reihe von Unwägbarkeiten nicht außer Acht gelassen werden. „Die Frage ist beispielsweise, inwieweit ein Markt, der von der Zinsenseite getrieben ist, sich dauerhaft konservieren lässt.“

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