Squeeze-out: Zündstoff im Streit um Constantia

Die Einzelteile, so auch die Constantia Flexibles, waren mehr wert.
Die Einzelteile, so auch die Constantia Flexibles, waren mehr wert.(c) Constantia
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Ein New Yorker Gericht liefert Dokumente, wonach der Verpackungskonzern Constantia Packaging für den Verkauf absichtlich billig bewertet worden ist.

Wien. Der Datensatz ist mit 13.000 Seiten nicht nur umfangreich – er hat es auch inhaltlich in sich: Die Erkenntnisse des von Kleinanlegern der inzwischen aufgespaltenen Constantia Packaging (CP) angerufenen New Yorker Bundesbezirksgerichts liefern Zündstoff. Den brauchen sie, da sie gerichtlich die ihrer Meinung nach viel zu niedrige Barabfindung im Squeeze-out-Verfahren bekämpfen.

Das Ergebnis auf den Punkt gebracht: Beim Verkauf der CP an den zu JP Morgan gehörenden Finanzinvestor One Equity Partners (OEP) sei offiziell ein deutlich niedrigerer Unternehmenswert angesetzt worden, als interne Berechnungen und Prognosen über den Geschäftsverlauf zeigen. Wie aus der „Presse“ vorliegenden Unterlagen hervorgeht, setzte der Berater Ernst & Young im Bewertungsgutachten für den Verkauf für 2010 ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 275,5 Mio. Euro an. Ein Jahr später – rund um den Squeeze-out – ging die OEP von einem Ebitda von 383 Mio. Euro aus. Die Bewertung der CP-Aktien für den Squeeze-out mit 47 Euro je Aktie „stellt daher eine massive Falschinformation der Kleinaktionäre dar“, heißt es im Gerichtsantrag.

„Die CP wurde weit unter ihrem Wert verkauft und wir getäuscht “, sagt der Präsident des Interessenverbandes der Anleger, Wilhelm Rasinger, zur „Presse“. Auch die Verkäuferin, die Turnauer-Tochter Christine de Castelbajac, sei geprellt worden. Sie musste die CP im Zuge der Immofinanz-Affäre 2009 verkaufen. Ein Jahr später bot OEP den verbleibenden neun Prozent Aktionären eine Barabfindung von 47 Euro je Aktie. Das im Zuge der Anfechtung von Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Klaus Rabel erstellte Gutachten spricht von 67,55 bis 71,29 Euro.

Mutmaßungen über die oben genannten Ungereimtheiten in den Bewertungen festigten sich, als bei der nachfolgenden Aufspaltung der CP viel höhere Erträge erzielt worden sind. Die Amag wurde mit einer Wertsteigerung von 150 Prozent 2011 abgespalten und an die Börse gebracht. 2014 wurde der Kern der CP, die Constantia Flexibles, an die französische Wendel verkauft, ein Jahr später ging die Duropack an die britische DS Smith.

Der kritische Investor Alexander Proschofsky, der selbst betroffen ist und eine Gruppe von Aktionären vertritt, hat deshalb zu Jahresbeginn das New Yorker Gericht angerufen und die Herausgabe aller Dokumente rund um den Verkauf der CP verlangt.

Ex-CP-Chef unter Beschuss

Proschofsky und Rasinger, die eine Abfindung von gut 100 Euro je Aktie für angemessen halten, geht es auch um die Rolle des damaligen CP-Chefs, Hanno Bästlein. Immerhin war Bästlein dann von 2012 bis 2014 Managing Director und Berater von OEP Austria. Ein Umstand, der zumindest eine schiefe Optik hinterlässt. Bästlein ist jetzt Aufsichtsrat der Amag und der B & C Industrieholdung und bei deren Tochter Lenzing Aufsichtsratschef.

Bästlein bezeichnet die Vorwürfe als haltlos und unbewiesen und betont auf „Presse“-Anfrage, dass sich der Businessplan der CP aus den Einzelbudgets der drei Teilgesellschaften Amag, Duropack und Flexibles zusammensetze. „Die Budgets der drei Teilgesellschaften wurden vor dem Hintergrund der damaligen Finanzkrise, deren Auswirkungen bis heute nicht überwunden sind, von den zuständigen Vorständen der drei Teilgesellschaften ordnungsgemäß erstellt und in deren Aufsichtsgremien genehmigt.“ Die Budgets seien von zwei namhaften Wirtschaftsprüfungsgesellschaften verfahrenskonform überprüft worden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2016)

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