Mehr als ein Drittel der Wiener im Ausland geboren

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Archivbild vom Wiener NaschmarktClemens Fabry / Die Presse
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Die Stadt Wien präsentiert ihren Integrationsmonitor. Er soll Informationen über den Stand des Integrationsprozesses liefern - und sieht Handlungsbedarf unter anderem im Bildungsbereich.

Mehr als ein Drittel der Wiener Bevölkerung (35 Prozent) ist im Ausland geboren. Jeder zweite Wiener hat Migrationshintergrund, ist also entweder selbst nicht in Österreich geboren oder hat zumindest einen im Ausland geborenen Elternteil. Das geht aus dem vierten Integrationsmonitor hervor, den die Stadt Wien erstellt hat. Handlungsbedarf zeigt der Bericht unter anderem im Bildungsbereich.

Der Integrations- und Diversitätsmonitor soll Informationen über den Stand des Integrationsprozesses liefern und aufzeigen, in welchen Bereichen besondere Herausforderungen bestehen. Beobachtet werden unter anderem die Bereiche rechtliche Gleichstellung, Bildung, Arbeitsmarkt und politische Partizipation. "Der Gedanke ist, Integration messbar zu machen und auf eine so rationale, faktenbasierte Ebene wie möglich zu bringen", sagte Bildungs- und Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) bei der Präsentation des aktuellen Berichts am Mittwochabend.

"Wien ist erst seit zehn Jahren eine stark wachsende Stadt", sagte Czernohorszky. Eine Zeit lang schrumpfte die Stadt sogar. Erst 2005 wurde mit 1,6 Mio. Einwohnern der Bevölkerungsstand von 1961 wieder erreicht. Damals betrug der Anteil ausländischer Staatsbürger lediglich 1,5 Prozent. Mittlerweile haben 27 Prozent der Bürger in Wien einen ausländischen Pass.

Heute leben 190.000 Menschen mehr in Wien als vor zehn Jahren. Die Zahl der Menschen, die in Wien aufgrund von Verfolgung oder Krieg Zuflucht suchten, bewegte sich in den vergangenen Jahren zwischen 4.000 und 5.000 Menschen, im Jahr der großen Flüchtlingsbewegung 2015 waren es rund 22.000 Personen.

Jeder vierte Wiener ohne Wahlrecht

Jeder vierte Wiener ist vom Wahlrecht ausgeschlossen. Darunter seien viele Menschen, die schon mindestens zehn Jahre in Wien leben, aber die Einkommensvoraussetzungen für die Staatsbürgerschaft nicht erfüllen, sagte Czernohorszky. In den kommenden Monaten will er mit Experten von "forum.wien.welt.offen" daher über Möglichkeiten demokratischer Partizipation beraten.

Beim Thema Bildung zeigt sich, dass die Bildungsbeteiligung nach der Pflichtschule insgesamt steigt. Außerdem ist ein Trend hin zu höheren Bildungsabschlüssen zu beobachten. Positiv ist auch, dass eine Bildungsmobilität zwischen Eltern- und Jugendgeneration stattfindet. "Die Jugendgeneration schafft den Bildungsaufstieg", sagte Theodora Manolakos, Projektleiterin des Integrationsmonitors bei der MA 17. Der Anteil der Jugendlichen mit maximal Pflichtschulabschluss halbiere sich im Vergleich zu den Eltern.

Bei den zugewanderten Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren gibt es aber Anschlussprobleme im sekundären Bildungsbereich. "Die Daten zeigen, dass wir richtig liegen mit Maßnahmen wie dem Jugendcollege, aber mehr Angebote für Personen brauchen, die nach dem Pflichtschulalter nach Wien kommen", sagte Czernohorszky.

Zwei neue Projekte

Ab dem Jahr 2018 starten daher zwei neue Projekte in Wien: Die Einrichtung "Interspace für Jugendliche" soll, so wie es das Jugendcollege für geflüchtete Jugendliche ist, eine Brücke zu Schule, Lehre und Arbeitsmarkt für neu zugewanderte Jugendliche aus EU- und Drittstaaten darstellen. Außerdem wird das Projekt "Mama lernt Deutsch" zu einem Bildungscollege für Frauen ausgeweitet. Für die Jugendlichen werden 520 Plätze zur Verfügung stehen, für die Frauen gibt es 700 Plätze. Vom Bund fordert Czernohorszky, die Ausbildungspflicht bis 18 Jahre auf Asylwerber auszuweiten und die Lehre auch außerhalb von Mangelberufen für diese zu öffnen.

Auch die Diversität des Personals der Stadt Wien wurde erhoben. Am aktuellen Monitor nahmen 43 Abteilungen mit rund 62.000 Mitarbeitern teil. 25 Prozent der Bediensteten haben eine ausländische Herkunft.

>> Link: Der Integrationsmonitor

(APA)

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