Der Derivateverband wird entscheiden, ob der Schuldentausch einen Kreditausfall darstellt. Dann könnten etwa 2,6 Mrd. Euro an Versicherungen fällig werden.
Nach der Aktivierung umstrittener Zwangsklauseln beim Schuldenschnitt in Griechenland werden voraussichtlich Kreditausfallversicherungen (CDS) in Milliardenhöhe fällig. Der Internationale Derivateverband (ISDA) wollte am Freitag die entscheidende Frage klären, ob der Schuldentausch dann ein "Kreditereignis" darstellt, das die CDS auslöst. Die Beratungen sollten um 14.00 Uhr (MEZ) beginnen, teilte der ISDA mit. Es blieb jedoch zunächst unklar, wann der Verband sein Urteil bekanntgeben wollte.
An den Finanzmärkten wird fest damit gerechnet, dass die CDS fällig werden, da es sich auch nach den Definitionen der ISDA um einen eindeutigen Fall handeln dürfte. Viele Marktteilnehmer hoffen darauf: Nur das würde zeigen, dass die Finanzmärkte reibungslos funktionierten - schließlich stünde sonst der Sinn dieser Versicherungen grundsätzlich in Frage. Der Präsident des deutschen Volks- und Raiffeisenbanken-Verbandes BVR, Uwe Fröhlich, sagte: "Ich gehe davon aus, dass hierdurch auch ein offizieller Kreditausfall festgestellt wird und Kreditausfallversicherungen für diese griechischen Anleihen fällig würden."
Schuldentausch auch für unwillige Gläubiger
Die griechische Regierung hatte erklärt, unwillige Gläubiger mit Collective Action Clauses (CACs) zur Teilnahme an dem Schuldentausch zu zwingen. Die "freiwillige" Annahmequote bei dem Anleihetausch bezifferte Griechenland auf 85,8 Prozent - bezogen auf die Bonds über 177 Milliarden Euro, die nach griechischem Recht begeben wurden. Das Land will diese Quote mit Hilfe der CACs auf 96 Prozent steigern. Der Schuldenschnitt ist zentrale Voraussetzung dafür, dass Griechenland ein neues Hilfspaket seiner Euro-Partner im Volumen von 130 Milliarden Euro erhält.
Unter dem Strich stehen noch Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) über etwa 2,6 Mrd. Euro aus. Damit wäre eine Fälligkeit von CDS nicht die befürchtete Gefahr für das Finanzsystem. Einzelne Banken, die selbst CDS ausgegeben haben, könnten sich aber damit durchaus übernommen haben, wie am Dienstag KfW -Chef Ulrich Schröder gewarnt hatte.
Intransparenter CDS-Markt
Ursprünglich waren viel höhere Summen im Gespräch, die Furcht vor einem Flächenbrand wie nach der Lehman-Pleite hatte die Runde gemacht. Die genaue Summe der ausstehenden CDS ist unklar, da der Markt für diese Papiere sehr intransparent ist.
Profitieren könnten bei einer Fälligkeit der CDS vor allem Hedge-Fonds, die damit auf die Aktivierung der Klauseln gewettet hatten. Dieses Vorgehen stieß in der Politik auf heftige Kritik - auch deshalb, weil sich Spekulanten mit den CDS gegen einen Ausfall von Anleihen versichern können, die sie nicht einmal selbst besitzen.
(APA)