In Österreich soll kommendes Jahr ein breites Mammografie-Screening-Programm für Frauen etabliert werden. Eine niederländische Studie beweist die Wirksamkeit solcher Screenings.
Eine niederländische Studie über die Wirksamkeit von Brustkrebs-Screenings zeigt, dass bevölkerungsbezogene Mammografie-Programme auch angesichts zunehmend besserer Behandlungsmöglichkeiten für Mammakarzinom-Patientinnen nach wie vor viele Leben retten. Demnach beträgt die Reduktion der Mortalität allein durch eine zusätzliche Behandlung nach der Operation von betroffenen Frauen um die 14 Prozent, ein zusätzlicher Effekt von regelmäßiger Mammografie würde sich mit einer weiteren Reduktion um fast 16 Prozent auswirken, hieß es am Mittwoch bei der 8. Europäischen Brustkrebskonferenz in Wien mit rund 5000 Teilnehmern.
In Österreich soll kommendes Jahr ein breites Mammografie-Screening-Programm für Frauen mit regelmäßigen Einladungen und geregeltem Ablauf etabliert werden. Alle Frauen zwischen dem 45. und dem 69. Lebensjahr erhalten dann spätestens alle zwei Jahren eine persönliche Einladung zur Mammografie (Frauen zwischen 40 und 45 sowie ab dem 69. Lebensjahr können ebenfalls teilnehmen).
Wie wirksam sind nationale Programme?
Die neuen Daten dürften die Debatte, ob solche Screenings nicht mehr schaden als nutzen, weiter anheizen. Jene, die sich gegen nationale Screeningprogramme aussprechen, geben an, die Behandlung von Brustkrebs sei mittlerweile so wirksam, dass sie dieselben Überlebenschancen bietet wie eine Früherkennung des Tumors im Zuge eines der allgemeinen Screenings. Ihrer Ansicht nach schaden diese Programme den Frauen, weil sie unnötige Untersuchungen, Behandlungen und Sorgen mit sich bringen.
Niederländische Wissenschaftler haben jedoch festgestellt, dass eine ergänzende Therapie (die zusätzlich zur Primärtherapie wie etwa einem chirurgischen Eingriff verabreicht wird), die Mortalitätsrate seit 2008 gegenüber einem unbehandelten Zustand um schätzungsweise 13,9 Prozent gesenkt hat. Zusätzlich aber senkt ein Mammografie-Programm für Frauen mit Untersuchungen im Abstand von zwei Jahren die Mortalität um weitere 15,7 Prozent.
Zusätzliche Therapie senkt Mortalität
Rianne de Gelder, Wissenschaftlerin am Erasmus University Medical Center in Rotterdam, Niederlande, legte in der Konferenz dar, wie sie und ihre Kollegen mittels Mikrosimulation, einer Computer-Modellierungstechnik, nachweisen konnten, dass die ergänzende Therapie die Brustkrebsmortalität von 67,4 je 100.000 Frauen und Jahr auf 57,9 Todesfälle pro 100.000 senkt. Führt man jedoch zusätzlich alle zwei Jahre ein Screening bei den Frauen im Alter zwischen 50 und 75 (dem aktuellen Screening-Alter in den Niederlanden) durch, fällt die Mortalität auf 48,8 je 100.000 Frauen und Jahr. Insgesamt vermag eine ergänzende Therapie in Kombination mit einem Screening-Programm die Mortalität somit um 27,4 Prozent zu reduzieren.
Screenings früher ansetzen
Noch besser wäre wohl ein noch früherer Start der der Untersuchungsreihen. Würde man die Screenings auch auf Frauen im Alter zwischen 40 und 49 ausdehnen, könnte die Mortalität noch einmal um 5,1 Prozent reduziert werden, so dass insgesamt gegenüber einer Situation, in der weder Behandlung noch Screening der Frauen im Alter zwischen 40 und 75 stattfinden, ein Mortalitätsrückgang von 31,1 Prozent zu verzeichnen wäre. Die Wissenschaftler evaluierten den Rückgang der durch Brustkrebs bedingten Todesfälle für die gesamte weibliche Population über alle Lebensjahre (0-100 Jahre) hinweg und bezogen auch jene Frauen mit ein, die noch nie gescreent worden waren
Rianne de Gelder: "Die Wirksamkeit von Brustkrebs-Screenings wurde in den vergangenen Jahren heftig debattiert. Eines der Argumente der Kritiker lautet, dass die Wirkung der Screenings immer geringer werde, je besser man Brustkrebs mit einer adjuvanten Therapie behandeln kann. Unsere Studie zeigt jedoch, dass Mammografie-Screenings (im Alter zwischen 50 und 75) trotz adjuvanter Therapie zur Eindämmung der brustkrebsbedingten Mortalitätsrate hoch effektiv sind - tatsächlich sogar etwas effektiver als diese zusätzliche Behandlung zur Ersttherapie. Das Screening der Frauen in dieser Altersgruppe sollte somit unbedingt fortgesetzt werden.
8. Europäischen Brustkrebskonferenz
Am Samstag, 24. März 2012, findet als Abschluss des europäischen Brustkrebskongresses an der Technischen Universität Wien ein Patientinnentag mit Vorträgen und Publikums-Diskussionen statt. Samstag, 24.3., 9 - 12 Uhr, TU Wien (Prechtlsaal), Karlsplatz 13, 1040 Wien. Eintritt frei.
(APA)