Betriebsrat zwingt AUA-Führung in die Warteschleife

Betriebsrat zwingt AUAFuehrung Warteschleife
Betriebsrat zwingt AUAFuehrung Warteschleife(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Im Machtkampf um das Sparpaket ist eine Lösung nicht in Sicht. Die Pattstellung ist brandgefährlich, schließlich hat die Lufthansa der AUA die Geldspritze von 140 Mio. Euro nur zugesagt, wenn das Paket greift.

Wien. Die Uhr tickt: Je länger das Tauziehen bei der AUA zwischen Airline-Führung und Betriebsrat dauert, desto mehr kommt die hoch defizitäre Fluglinie in finanzielle Turbulenzen, weil das von AUA-Boss Jaan Albrecht aufgesetzte Sparpaket über 260 Mio. Euro nicht greifen kann. Statt eines Kompromisses stehen die Zeichen jetzt mehr denn je auf Kampf: Zum dritten Mal mussten die Konzernmutter Lufthansa und die AUA-Führung ihr Ultimatum für eine Einigung auf einen kostengünstigeren neuen Kollektivvertrag für das Bordpersonal verschieben. Jetzt wird als nächster Termin der 19. April genannt.

Der Bordbetriebsrat scheint den Machtkampf damit vorerst für sich entschieden zu haben. Er kontert die Härte der Airline-Spitze mit ebenso großem Widerstand. Aber während sich Frankfurt auf einen Streik einstellte, setzte Bordbetriebsratschef Karl Minhard auf Taktik. „Die Unternehmensführung hat offenbar eingesehen, dass sie ihr Vorhaben rechtlich nur sehr schwer umsetzen kann und grundlegend neu verhandeln muss“, sagte Minhard am Sonntag zur „Presse“.

Das Vorhaben ist der zwangsweise Umstieg des Flugbetriebs auf die Regionaltochter Tyrolean, die einen um rund 25 Prozent günstigeren KV hat. Diesen „Plan B“ hat Albrecht angedroht, als die ersten Verhandlungen über einen neuen AUA-KV stockten. Die Belegschaftsvertretung hat für den Betriebsübergang, der ab 1. Juli möglich wäre, Klagen angedroht.

Schluss mit den Privilegien

Zurück in den Herbst: Als die Lufthansa Jaan Albrecht als neuen Chef ihrer hoch defizitären Tochter AUA installierte, war klar, dass die Konzernmutter die Zügel strafft und angesichts der eigenen leeren Kassen die roten Zahlen in Österreich nicht mehr länger dulden werde. Albrecht ließ keine Zweifel daran, wohin die Reise geht: Er kündigte tiefgreifende Strukturänderungen an, mit denen die AUA nachhaltig saniert werden soll.

Als Albrecht die Details lüftete, war abzusehen, dass er diese nicht ohne massiven Widerstand der Belegschaft durchziehen können würde. Der Kern der Maßnahmen ist ein unverdaulicher Brocken für die Belegschaft, vor allem für das Bordpersonal: Albrecht will alle Privilegien – von Annuitäten über die automatische Inflationsabgeltung bis zu den hohen Abfertigungen – kippen. 45 Mio. Euro Einsparungen lautet seine Vorgabe.

Das „Ohne uns“ kam umgehend: Der von Albrecht angepeilte Termin des 29. Februar für die Unterschrift des neuen KV durch Gewerkschaft und Bordbetriebsrat wurde nicht einmal ignoriert. Allerdings hatte Albrecht zuvor einen in der heimischen Wirtschaftsgeschichte einmaligen Akt gesetzt: Mitte Februar kündigte er den Bord-KV auf. Von Verhandlungen war daraufhin keine Rede mehr – vielmehr schlug die für die Luftfahrt zuständige Gewerkschaft Vida zurück und kündigte am 23. März ihrerseits den Tyrolean-KV.

Die Pattstellung ist brandgefährlich, schließlich hat die Lufthansa der AUA die überlebenswichtige Geldspritze von 140 Mio. Euro nur zugesagt, wenn das Sparpaket greift. Dieses Geld braucht die AUA aber auch, um den Tyrolean-Umstieg zu finanzieren. Für diesen Fall haben schon bis zu 300 Piloten mit dem Abflug gedroht – inklusive ihrer Abfertigungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2012)

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