Eine Ideenbox für die Volkswirtschaft

(c) Erwin Wodicka
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In vielen Firmen ist es üblich, den Mitarbeitern die strukturierte Möglichkeit für Verbesserungsvorschläge zu geben. Dies könnte es auch beim Staat geben.

Wien.Manchmal ist es eine Art Briefkasten, manchmal nur eine E-Mail-Adresse. Eine Anlaufstelle für Ideen der Mitarbeiter gibt es inzwischen aber beinahe bei jedem Unternehmen. Vor allem Großbetriebe haben nämlich verstanden, dass in den Köpfen derjenigen „an der Front“ oft kleine Verbesserungsvorschläge zu finden sind, die vom Topmanagement nicht gesehen werden und dennoch ordentlich Geld sparen können.

„Bei Opel hatte ein Mitarbeiter die Idee, dass Besen schneller trocknen, wenn sie mit dem Bart nach oben aufgehängt werden“, sagt der Wiener Lehrer und IT-Trainer Rudolf Schwarz. Dies vereinfachte bei dem Unternehmen Abläufe und sparte Geld. Einen Anteil der Ersparnis erhielt – wie üblich bei betrieblichen Vorschlagssystemen – der Mitarbeiter, der die Idee gehabt hatte.

Ein Modell, das laut Schwarz auch für eine Volkswirtschaft wie Österreich umsetzbar wäre. Er hat daher ein Konzept für ein Ideenamt erstellt. Dieses solle eine institutionalisierte Möglichkeit für wirtschaftliche Verbesserungsvorschläge bei staatlichen Aktivitäten sein. „Die umsetzbaren Ideen werden wahrscheinlich großteils im lokalen und eher kleinteiligen Bereich sein“, so Schwarz. Denn bei einem privaten Konzept für eine Pensionsreform dürften wenige wirklich umsetzbare und dennoch neue Vorschläge kommen. „Wenn die öffentliche Hand aber ein Gebäude errichtet, kann es sehr wohl sein, dass kleine Veränderungen sofort ein paar tausend Euro einsparen“, sagt Schwarz.

Für solche Ideen gab es bisher aber keine wirkliche Anlaufstelle. Dies solle sich durch das Ideenamt ändern. Die Vorschläge würden dort auf ihre Konsistenz und Sinnhaftigkeit geprüft und – wenn sinnvoll – an die entsprechenden Stellen weitergeleitet. Die Entscheidungsgewalt würde aber weiterhin bei der Politik bleiben. Das Amt hätte die Aufgabe, die Ideen zu dokumentieren und zu kanalisieren. Damit es keine Scherzideen gibt, sollte laut dem Konzept ein Betrag von etwa 50 Euro pro Idee verlangt werden. Im Gegenzug würde der Bürger dann einen Teil der staatlichen Ersparnis erhalten, wenn die Idee realisiert wird.

Was den Lehrer Rudolf Schwarz dazu besonders befähigt, ein Konzept für ein solches Ideenamt vorzuschlagen? Er ist es nicht mehr und nicht weniger als jeder andere Staatsbürger. Und wäre seine Idee bereits verwirklicht, dann gäbe es für solche Ideen bereits die richtige Anlaufstelle. (jaz)

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2014)

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