Wie digital muss die Schule sein?

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Österreichische Computer Gesellschaft fordert einen Unterricht, der Kinder auf die Zukunft vorbereitet. Damit sie nicht nur Benutzer, sondern Gestalter sind.

Wenn in der Bildungsdebatte von digitalem Lernen die Rede ist, wird die Diskussion schnell emotional. Umso mehr, wenn es um Volksschulkinder geht. Das liegt daran, dass häufig nicht klar ist, was Bildung in Verbindung mit PCs oder Tablets will. Sollen die Schüler einfach die Anwendung lernen? Will man aus ihnen kleine Programmierer machen? Sollen sie Nutzen und Gefahren des Internets begreifen? Oder geht es nur darum, sich den Buchdruck zu sparen und die Inhalte einfach am E-Reader abzubilden? Können sich die Kinder am Computer überhaupt konzentrieren oder gleitet die Aufmerksamkeit nicht einfach ab?

Von politischer Seite wird oftmals die Wichtigkeit des Themas betont. Eindeutige Signale, in welche Richtung es gehen soll, kommen aber selten. Während das Bildungsministerium überlegt, was es für die Zukunft der Schüler eigentlich will, verpasse man den Anschluss - so zumindest lautet die Kritik der IT-Branche. Am Mittwoch stellte nun die Österreichische Computer Gesellschaft (OCG) ihre Initiative "Bildung 4.0" vor – und hofft, dass damit der Weg zu einer modernen Bildung beschritten wird.

Dabei geht es bei Weitem nicht um das richtige Erstellen einer Excel-Tabelle. Auf drei Säulen stützt sich ein Unterricht, der „Denkweisen für die Zukunft“ vermittelt: Die Anwendungskompetenz als eine Säule sei ohnehin schon im Bildungswesen verankert. Die kritische Medienbildung als zweite beschäftigt sich vor allem mit dem Internet. Die dritte Säule sei die Informatik als exakte Wissenschaft. Damit, so formuliert es OCG-Präsident Markus Klemen, die jetzigen Schüler später nicht zu einer Gesellschaft der Nutzer reduziert werden, sondern Gestalter sein können.

Logisches Denken und Problemlösen

Es gebe gute Programme, mit denen bereits Volksschulkinder spielerisch Zugänge zu der Grundmaterie bekommen, aus der dann viele Anwendungen gestrickt werden. Logisches Denken und kreatives Problemlösen mit einem kreativ-spielerischen Zugang: Dazu brauche es auch nicht unbedingt Rechner-Infrastruktur.

"Computational Thinking kann man auch ohne Computer üben", erklärte Gerald Futschek von der Fakultät für Informatik der Technischen Universität (TU) Wien. So bietet etwa die „Zauberschule der Informatik“ Zugänge über Geheimcodes und Holztürme – und das ganz ohne Computer. Bei den älteren Schülern sei eine informatische Grundausbildung nötig.

Damit die Lehrer den Schülern eine Art „digitale Sachkunde“ auch vermitteln können, müssten sie freilich dafür ausgebildet werden. Derzeit liege aber viel zu wenig Augenmerk darauf. Tatsächlich wurde das Thema bei der neuen Lehrerausbildung kaum bedacht. Die Branche verweist jedenfalls darauf, die Lehrer uneigennützig zu bilden und die Zukunft Österreichs im Blick zu haben. „Die Digitalisierung wird schneller Wirklichkeit werden, als wir glauben“, sagt etwa Martin Winkler, Geschäftsführer von Oracle Österreich. Die Bildung bereite die Kinder aber nicht darauf vor: „Österreich hinkt innerhalb der EU deutlich hinterher“.

Im Bildungsministerium freilich sieht man die Situation nicht so düster, es gebe an vielen Schulen sehr gute Initiativen. Und man verweist darauf, dass bald eine „digitale Gesamtstrategie“ vorgestellt werden soll.

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