"Global Innovation Monitor": Trotz Wirtschaftskraft droht Österreich zurückzufallen. Androsch sieht Handlungsbedarf.
Eine geballte Ladung an Konzeptpapieren und Studien: der vom Institut für Höhere Studien erstellte Band „Vision Österreich 2050", der „Global Innovation Monitor" des Rates für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) und „Industrie 4.0" vom Austrian Institute of Technology - das gesamte Paket wurde von Hannes Androsch als Bestandsaufnahme des Wirtschafts- und Wissenschaftslandes Österreich vorgestellt.
Die Präsentation war als Vorbereitung für die heute beginnenden Alpbacher Technologiegespräche gedacht. Das Resümee von Androsch, der als RFT-Vorsitzender vor die Journalisten trat, war trotz der zuvor nicht gerade rosigen Zukunftsszenarien überraschend: „Es geht uns nicht schlecht, wir sind aber trotz der Bemühungen der Ressorts noch nicht im Spitzenfeld."
Schlägt sich dieser Optimismus nicht mit dem im RFT-Monitoring festgestellten deutlichen Rückfall Österreichs beim Ranking zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit? „Da haben wir Handlungsbedarf, da gibt's kein Schönreden", sagt nun Androsch mit dem Hinweis auf falsche Prioritätensetzungen der Regierung.
Der RFT präsentierte das globale Innovationsmonitoring erstmals, künftig soll es jedes Jahr Teil des „Berichts zur technologischen und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Österreichs" sein. Damit wolle man den Blick über die europäischen Grenzen hinaus ausbreiten. Für den internationalen Vergleich wurden China, Israel, die Niederlande, die Schweiz, Südkorea und die USA ausgewählt - Länder, die als globale „Innovation Leader" gelten oder besonders rasante Wachstumsraten aufweisen.
Vier Handlungsfelder
Allerdings zeigt sich bereits im ersten Bericht eine „unzureichende Aufholdynamik": Zwar zähle Österreich gemessen an gängigen wirtschaftlichen Kennzahlen zu den führenden Ländern der Welt. Bei der wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit drohe es aber zurückzufallen. Das zeigte sich auch im Vergleich verschiedener globaler Trends. „Wir sind zwar nicht ,abgesandelt‘, wie es mein Freund Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl sagen würde, aber am besten Weg dahin", so Androsch.
Wie lässt sich also gegensteuern? Der Rat sieht vier prioritäre Handlungsfelder: So müsse die Leistungskraft des Bildungssystems verbessert und der tertiäre Bildungssektor deutlich stärker ausgestattet werden. Weiters gelte es die Mittel für die kompetitive Finanzierung der Grundlagenforschung - und parallel dazu auch für die angewandte Forschung - anzuheben. Die Gründungsdynamik sollte gesteigert und der Anteil der privaten Finanzierung von Forschung und Entwicklung muss erhöht werden.
Konfrontiert mit der Feststellung, dass er schon seit Jahren als einsamer Mahner in der Wüste auftrete, die Politik aber die Ohren verschließe, sagt Androsch: „Die Politiker werden umdenken, sie haben ja keinen Erfolg und müssen nachdenken, was sie falsch machen." Die Ergebnisse der letzten drei Bundeswahlen und die aktuellen Umfragen würden den beiden großen Parteien deutlich ihren fatalen Weg aufzeigen.