Gain or drain? Womit man „Brains" anlockt

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Komm zu uns! Experten und Studenten diskutierten über Arbeitsmigration.

Wie zieht ein Land Fachkräfte an? Was passiert, wenn es sie an ein anderes verliert? Und was sagen die begehrten „qualifizierten Migranten" vulgo „Brains" selbst dazu? Was erwarten sie in der Post-Gastarbeiter-Ära von der neuen Heimat? Eine interaktive „Breakout"-Session, zu der der Österreichische Integrationsfonds lud, suchte Antworten. Hier die spannendsten:

► Punkt eins ist eine Frage, die Katerina Katzmann, Leiterin des Wiener Büros der IOM (International Organization for Migration) stellte: Muss der „Brain Drain", die Abwanderung von Fachkräften für die Herkunftsländer immer negativ sein? Antwort: nicht unbedingt. Dass Migranten Geld und Wissen zurück-exportieren, ist bekannt; dass der Wunsch der Auswanderungswilligen nach höherer Qualifikation das Ausbildungssystem verbessern kann, weniger. Auch dass viele Junge Griechenland auf der Suche nach einem Job verlassen haben, ist für Katzmann nicht nur schlimm. Dies lindere zumindest die hohe Jugendarbeitslosigkeit.

► Früher setzt Punkt zwei an, eine Idee von Demografie-Experten Rainer Münz: Österreich solle, um den Mangel an Fachkräften zu beheben, deren Ausbildung im Ausland fördern. Etwa, indem hiesige Unis eine Partnerschaft mit einer in Marokko eingehen, um (mit finanzieller Hilfe des österreichischen Staates) eine vergleichbare Technikerausbildung zu ermöglichen. Man könne dann vereinbaren, dass jeder zweite Absolvent nach Österreich zum Arbeiten komme.

► Wie man den Leuten sonst noch Lust machen kann, in Österreich Karriere zu machen? Man sollte sich - das wäre drittens - ein Beispiel an der erfolgreichen, heimischen Tourismus-Werbung nehmen, lautete ein kollektiver Befund der Diskussionsrunde. Dass der aktuelle „Nation Branding"-Prozess der Republik hier helfen kann, glaubt Münz übrigens nicht: Dessen Ergebnis sei dürftig und das Bild von Österreich als „Brücke" zwischen Ost und West nicht hilfreich. „Wer zieht schon auf eine Brücke?", fragt Münz. Gute Frage.

► Apropos gute Fragen. Viertens ist wieder eine Frage: Nämlich: Wer ist eigentlich dieser qualifizierte Migrant? Das ist nämlich nicht leicht zu beantworten. Das Image des Migranten, sagt Hubert Neuwirth, Programm-Manager für Südosteuropa bei ADA (Austrian Development Agency), sei immer noch stark von Armut geprägt. Dabei kommen die meisten hiesigen Arbeitsmigranten aus Deutschland. Andererseits, gibt Nancy Polutain-Teulieres (UNHCR-Vertreterin für Zentraleuropa) zu bedenken, kommen Fachkräfte manchmal auch als Flüchtlinge: Und die haben dann meist keine Zeugnisse eingepackt und können kein Deutsch.

► Fünftens und letztens ist eine kleine Grundsatzkritik an Österreich: Einerseits von der internationalen Studentenrunde, die vom Staat mehr ehrlich gemeinte Willkommenskultur, mehr praktische vor-Ort-Information für potenzielle Arbeitsmigranten und Erleichterungen bei der Doppelstaatsbürgerschaft fordert. Andererseits weist auch Rainer Münz auf ein paar typisch österreichische Mängel hin: Das heimische Kammerwesen mache es durch sein Regelwerk Migranten schwer, in bestimmten Professionen Fuß zu fassen. Und auch die Gewerkschaft nimmt er ins Visier: wegen überzogener Warnungen. Denn zumindest unter (sehr) gut qualifizierten Arbeitskräften gebe es keinen Verdrängungswettbewerb: „Ich nenne es die Kindergeburtstagstheorie des österreichischen Arbeitsmarktes", erklärt Münz. „Man glaubt, je mehr Kinder kommen, desto weniger Kuchen gibt es für alle. Aber das stimmt nicht." Denn: Eine Zuwanderung guter Fachkräfte könnte das BIP erhöhen - sprich: den Kuchen größer machen.

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