Wirtschaftswachstum: „Wir brauchen mehr junge Unternehmer“

Claus Raidl
Claus Raidl(c) Michaela Bruckberger
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US-Ökonom Jeff Hoffman glaubt, dass Start-ups der richtige Weg aus der Krise seien. Sie bräuchten aber alle erdenkliche Unterstützung – von der Politik und von etablierten Unternehmen.

Alpbach. Was ist das Ziel des Wirtschaftens? Wachstum, lautete die kurze Antwort von Notenbank-Präsident Claus Raidl bei der Eröffnung der heurigen Alpbacher Wirtschaftsgespräche. Aber wie kommen wir in Europa wieder dorthin? Mit den alten, herkömmlichen Wirtschaftstheorien sicher nicht, gab Raidl selbst die Antwort. Wie dann? „Wir brauchen mehr Unternehmer“, sagte US-Ökonom und Regierungsberater Jeff Hoffman.

„In den USA sind in den vergangenen fünf Jahren 80Prozent der neuen Jobs von jungen Unternehmen, von Start-ups geschaffen worden“, untermauerte Hoffman seine Forderung. Sie seien schnell, kreativ und billig. Unterdessen hätten die großen Konzerne nur Arbeitsplätze gestrichen.

Während Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske die Sozialpartnerschaft als einen bewährten Weg zur Krisenbewältigung darstellte und sie als „Exportschlager“ für andere europäische Länder pries, mahnte Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl umfassende Reformen ein. Und er schaute dabei durchaus in die USA: „Die USA haben die Krise ausgelöst, aber sie haben sie auch schon bewältigt“, sagte Leitl mit Verweis auf das hohe Wirtschaftswachstum. Währenddessen dümple Europa vor sich hin und werde auch bei Innovationen und Globalisierungsstrategien abgehängt. Damit war Leitls Kritik noch nicht erschöpft: Statt die geplanten Freihandelsabkommen mit den USA und mit Kanada zu realisieren und davon zu profitieren, übe sich Europa schon von vornherein in Kritik.

„Und mit den Sanktionen zerstören wir die transkontinentale Schiene“, gab der WKO-Chef zu bedenken. Wirtschaft dürfe nicht für diplomatische Zwecke missbraucht werden – ohne eine Strategie zu haben.

Dass Leitl und Kaske bei der Frage, ob Wachstum auf Kosten von Staatsschulden vorangetrieben werden solle, nicht einer Meinung waren, kam nicht ganz überraschend. Leitl meinte zwar, ein Weg allein sei nie selig machend, aber „Sparen ist unumgänglich und tut nicht nur weh“. Das, so konterte Raidl schlagfertig in Bezug auf den Rücktritt von ÖVP-Chef, Vizekanzler und Finanzminister Michael Spindelegger und die nunmehrige Nachfolgediskussion, könne Leitl vielleicht bald an höherer Position umsetzen.

Kaske forderte angesichts der schwächelnden Wirtschaft sehr wohl Investitionen – etwa in Infrastruktur – ein. Oberste Priorität habe aber der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Auch hier, meinte Kaske, könne das österreichische Modell zur Jugendbeschäftigung als Vorbild genommen werden. „Wir dürfen keine ,Generation Hoffnungslos‘ schaffen“, sagte Kaske und warnte vor einer „Kaputtspar-Ökonomie“.

Risiko muss anerkannt werden

Hoffman meinte indes, Europa drohe, nicht nur von den USA, sondern auch von Afrika und Asien überholt zu werden. An Beispielen mangelte es ihm nicht. Nur eines: Malaysia hat einen Staatsfonds mit 250 Mio. Dollar ausschließlich zur Förderung von Start-ups installiert. Europa müsse mehr in diese Richtung tun, müsse aktiver sein. Denn die Ideen seien da – und die jungen Leute auch, die sie umsetzen möchten. „Die nächste Generation steht schon in den Startlöchern.“

Es bedürfe dafür Ausbildung, Mentoring, Kapitals und staatlicher Hilfen wie einfacher Gesetze und Steuererleichterungen. Und nicht nur das: Unternehmerisches Risiko zu nehmen müsse anerkannt werden – und nicht verteufelt, sollte es einmal schiefgehen. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2014)

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