US-Botschafterin: Handelsabkommen "ist eine extrem gute Sache"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Alexa Wesner wirbt für das vor allem in Europa stark kritisierte geplante Handelsabkommen. Wichtig seien Fakten statt Polemik.

Chlorhühner, Hormonfleisch, genmanipuliertes Getreide - und auch noch Fracking: Das geplante Transatlantische Handels- und Investitionsabkommen (TTIP) zwischen den USA und der EU hat diesseits des Atlantiks - und auch in Österreich - nicht nur Befürworter. Zumal das größte Boulevard-Kleinformat des Landes seit Monaten eine Kampagne gegen den umstrittenen Pakt fährt.

Bestürzt diese Negativ-Stimmung, die bis in höchste politische Kreise und Interessenvertretungen reicht, die US-Botschafterin in Österreich, Alexa Wesner? „Ja und nein", lautete ihre diplomatische Antwort auf die Frage von „Presse"-Außenpolitikchef Christian Ultsch bei einem Dialog in Alpbach. Es sei schade, dass mit Fehlinformationen agiert werde. Die studierte Biologin, die selbst zwei Start-ups gegründet hat und seit einem Jahr die USA in Österreich vertritt, will zwar nicht direkt für das TTIP lobbyieren, aber „ich unterstütze die EU, die das Abkommen will".

Deshalb will sie nicht nur mit „Krone"-Chefredakteur Christoph Dichand sprechen, sondern auch mit österreichischen Politikern. Auch hier in Alpbach habe sie das getan. Bisher hätte sich die Politik, so Wesners dezente Kritik, nicht als Fan des Abkommens gezeigt. Als Befürworter nennt sie nur den neuen ÖVP-Chef und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl. Die WKO hat die Vorteile aus dem TTIP für Österreich mit rund fünf Milliarden Dollar berechnet.

Fracking - gut für die Außenpolitik?

Wesner glaubt, dass der Pakt in ein bis eineinhalb Jahren fixiert werden kann und sie hat noch mehr positive Aspekte parat: TTIP soll die Wertschöpfung in der EU jährlich um 120 Mrd. Euro steigern und 400.000 neue Jobs schaffen. Allein die Automobilexporte von der EU in die USA könnten um 150 Prozent zulegen. Durch den Fall von bürokratischen Hürden und Zöllen würden Klein- und Mittelbetriebe profitieren. „Das ist eine extrem gute Sache, wir brauchen und wollen sie", betonte sie mit Hinweis auf die schwächelnde europäische Wirtschaft. Deshalb müsse man Fakten sprechen lassen und nicht Polemik.

Das Vorurteil, alles Böse für den Konsumenten komme aus den USA, sei aber doch sehr hartnäckig - Stichwort Chlorhühner? „Die USA haben einen anderen Zugang zum Kampf gegen Bakterien im Fleisch", räumt Wesner ein. Auch in den Staaten würden Menschen dies aber ablehnen. „Sie ist überzeugt, dass die Standards, etwa bei Nahrungsmitteln, hinaufgehen werden. Der Konsument müsse zwar die Wahl haben. Aber: „Nahrung muss sicher sein."

Auch beim Fracking scheiden sich die Geister. Während die USA durch die massive Förderung von Schiefergas die Energiepreise deutlich gesenkt und damit einen Reindustrialisierungs-Hype ausgelöst hat, hat sich Europa aus Umweltgründen gegen das Fracking ausgesprochen. „Das muss jedes Land selbst entscheiden", meint Wesner. Klar sei jedoch, dass die USA in wenigen Jahren energieunabhängig sein werden, was sich wiederum auf die Außenpolitik (Stichwort Irak- und Ukraine-Konflikt) auswirken wird. „Das wäre auch für Europa gut, betont die Botschafterin.

Was die Ukraine betrifft, schließt Wesner härtere Sanktionen nicht aus. Die derzeitigen Maßnahmen würden nachwirken und so käme Russlands Präsident Wladimir Putin stärker unter Druck. Er müsse für eine Deeskalation sorgen. „Ich hoffe, dass Putin nicht nur die Sprache der Gewalt versteht."

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