Auf der Suche nach dem idealen Unternehmen

Bei den Technologiegesprächen widmen sich zahlreiche Plenarreferate und Arbeitskreise der Gleichheitsdiskussion. Die TU Wien etwa sucht in einem Arbeitskreis nach Diversity-Strategien für Großunternehmen.

Die TU Wien sucht gar keine Varianten zum Alpbacher Jahresthema, sie erweitert vielmehr dessen Devise mit einem skurrilen Ansatz: „Spiele der UnGleichheit“ lautet der von der Wiener Technik gestaltete Arbeitskreis 7 der Technologiegespräche (28.8, ab 13 Uhr). Wobei, wie die Koordinatorin des Arbeitskreises, die Chemikerin Brigitte Ratzer, zugibt, dieser Titel durchaus sarkastisch zu verstehen ist. Es wird vielmehr von einem Wechselspiel in Großunternehmen die Rede sein, von deren Diversity-Strategien und den dort bestehenden divergierenden Interessen.

Die österreichische Wirtschaft und Industrie sowie deren Verhältnis zur „UnGleichheit“ werden schon in der Auftaktdiskussion der Technologiegespräche beleuchtet. Da treffen einander der Industrielle Hannes Androsch und der Präsident der Industriellenvereinigung Georg Kapsch auf Wirtschafts- und Wissenschaftsstaatssekretär Harald Mahrer und Technologieminister Alois Stöger (27. August, 13 Uhr). Und in einem weiteren Panel geht es über Österreich hinaus, es diskutieren Androsch, IV-Generalsekretär Christoph Neumayer, Mario Cervantes von der OECD und Jószef Pálinkás von der ungarischen Akademie der Wissenschaften über das Unternehmensnetzwerk in Osteuropa (27. August, 19.45 Uhr, Gesprächsleitung: „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak).

Insgesamt zwölf Plenarreferate, 14 Arbeitskreise, daneben auch die Veranstaltungen für die kommende Generation (Junior Alpbach und Ö1 Kinderuni Alpbach) sowie Empfänge und Pressekonferenzen werden im Rahmen der dreitägigen Technologiegespräche einen oder mehrere Aspekte der Gleichheitsdiskussion berühren. Leisten neue Technologien und Denkweisen einen Beitrag zur „UnGleichheit“ oder dagegen? Wie reagiert die Gesellschaft auf bestimmte Innovationen? Und liefern neue Entwicklungen auch die geeigneten Antworten?
Im TU-Arbeitskreis 7 wird die „UnGleichheit“ auch mit der Genderproblematik verbunden. Die sieben Referenten sind allesamt Frauen (auf die Zusammensetzung des Auditoriums darf man gespannt sein), darunter TU-Vizerektorin Anna Steiger und mehrere leitende Kräfte aus der Industrie wie Infineon-Chefin Sabine Herlitschka. Wie also, so die Fragestellung, soll ein ideales Großunternehmen beschaffen sein?

Fluch und Segen: Frauenquote

Koordinatorin Ratzer beginnt im Gespräch mit der „Presse“ bei der Personalrekrutierung, bei der alle Bewerber möglichst gleich behandelt werden sollen. Frauenquoten würden oft für eine ausgewogene Genderverteilung sorgen, wobei dies, so Ratzer, nicht nur positiv zu sehen sei: Männer fühlten sich wegen der Quote oft benachteiligt, und auch bei eingestellten weiblichen Kräften könne das Gefühl, als „Quotenfrau“ zu gelten, zu einer Verunsicherung führen.

Und dann gebe es Verhaltensweisen, die zu einem Ausschluss bestimmter Teile des Personals führen können. In diesem Zusammenhang nennt Ratzer das „Feierabend-Bier“: Das klassische tägliche Zusammensitzen nach Dienstschluss schließe bestimmte Leute ein, andere aber, die familiäre Verpflichtungen haben oder die auch keinen Alkohol konsumieren, wiederum aus. Ähnliches könne sich bei der Teilnahme an betriebseigenen Sportrunden ergeben.

Gibt es im Großbetrieb „TU Wien“ noch Probleme beim Gleichheitsthema? Die Arbeitskreiskoordinatorin kommt sofort auf die ausländischen Studierenden zu sprechen, bei denen die Drop-Out-Rate deutlich höher ist. Hier gebe es Benachteiligungen, die von deren Sprachkompetenz bis zur fehlenden Arbeitsberechtigung reichen. Von Problemen im Männer-Frauen-Verhältnis spricht Brigitte Ratzer nicht – obwohl (oder vielleicht weil) sie die Leiterin der TU-Abteilung Genderkompetenz ist.

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