Ein blaues Wunder für das Forum

Georg Margreiter
Georg Margreiter(c) Katharina Roßboth
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Der Bildhauer und Lehrer Georg Margreiter spricht über seine Weltkugel, die ab 2016 das Congress Centrum ziert und die hohe Mathematik der Kunst.

Die ganze Welt in Alpbach. Eigentlich nicht die ganze Welt, es ist nur das Wasser an der Oberfläche, das Bildhauer Georg Margreiter in seiner Bronzeskulptur „Das Blaue Wunder“ dargestellt hat. „Aber jeder schaut zuerst einmal nach den Kontinenten, die ja fehlen“, sagt er, lacht, und erklärt, dass es genau das ist, was er zeigen will: Die fragile, dünne Wasserschicht, „unsere Lebensgrundlage, auf die wir überhaupt nicht aufpassen“. Während des diesjährigen Forum Alpbach steht die Skulptur vor dem Hotel Berghof, sie ist Teil der Ausstellung „Equilibrio“ (noch bis 4. September im Berghof zu sehen), in der die Beton- und Bronzeskulpturen Margreiters gezeigt werden.

Kommendes Jahr wird das „blaue Wunder“ dann gut 100 Meter weiter wandern: Margreiters Skulptur wird ab 2016 als Brunnen vor dem Eingang des neuen Congress Centrums stehen. Damit wächst Kunst aus Alpbach etwas enger mit dem Forum zusammen – Georg Margreiter arbeitet in seinem Atelier wenige Minuten vom Congress Centrum entfernt, schon 2014 war er am Tag der offenen Ateliers des Forums beteiligt.

„Nicht nur beschaulich“

„Das Forum ist ein großer Vorteil für Künstler aus Alpbach, seither sind schon Leute aus ganz Tirol gekommen“, erzählt er. Denn gewöhnlich ist die Alpbacher Kunst-Szene klein. Während des Forums tut sich einiges, „im Hintergrund läuft das ganze Jahr über immer wieder etwas, es ist wenig, aber gar nicht so beschaulich-traditionell, wie man meinen möchte.“ Aber, als eine seiner Skulpturen, ein Torso, aufgestellt wurde, „da haben einige schon geschaut, dass da jetzt eine Nackerte steht“, sagt er. Moderne Kunst im öffentlichen Raum zu platzieren, das sei im Alpendorf noch schwierig, sagt Margreiter, der sich seit ungefähr 2003 intensiv mit der Bildhauerei befasst. Denn eigentlich, also hauptberuflich, ist er Lehrer an der Neuen Mittelschule Alpbach. Dort unterrichtet Margreiter, Jahrgang 1973, verheiratet und Vater von drei Kindern, Mathematik und Werken.

Hohe Mathematik und Herzen

Über das Werken, das Gestalten und Schnitzen ist er zur Bildhauerei gekommen, während einer Bildungskarenz hat er die HTL für Bildhauerei in Innsbruck und die Schnitzschule Geisler-Moroder in Eigenalp besucht. Seither arbeitet er vor allem mit Schwarzbeton, mit Gips und Bronze. Das Schnitzen oder Modellieren mit Materialen von Ton bis Pappmachee bringt er auch seinen Schülern näher – erst im Juni wurden ihre Werke in Alpbach ausgestellt.
Oder, er versucht ihnen die Mathematik über die Kunst ein wenig schmackhafter zu machen: „Kunst und Mathematik schließen sich überhaupt nicht aus, früher war ich nur Mathematiker, da hat mich Kunst überhaupt nicht interessiert“, sagt er und lacht, „jetzt ist es fast umgekehrt.“ Und irgendwie stecke ja in jeder Kunst auch Rechnen, erklärt er die „Mathematik der Kunst“: Zum Beispiel anhand einer Bronzeskulptur, der Silhouette eines Herzens, an einer Seite offen.

„Da kann man super die Kurve berechnen, eine ganz komplizierte Kurvenrechnung“, sagt er. Und spricht von der Idee, die komplizierte Formel mit der Herzform in einer Skulptur zu kombinieren.

Hunderte Stunden Arbeit

Zuvor aber will er sich mit aktuelleren Themen künstlerisch auseinander setzen und plant Werke zu den Themen Waffenruhe und Flüchtlingslager. Letzteres etwa als ganz schmale, dicht gedrängte Silhouetten von Menschen, kaum als solche zu erkennen und ohne Platz für sich. „Wie das dann genau aussieht, das ergibt sich erst in der Arbeit“. Und die Arbeit an Bronzestatuen ist schließlich langwierig: Von Tonmodellen, Gipsabgüssen, Wachs-Vorlagen, Einschmelzen bis zum Bronzeguss braucht eine kleine Skulptur mindestens 80 Stunden. Im Fall der Weltkugel etwa waren es, über ein Jahr verteilt, um die 280 Stunden.

Wertvolle Stücke, stecken darin doch allein tausende Euro an Material- und Gießkosten. Und, die Skulpturen leben sogar im beschaulichen Dorf gefährlich: Erst vorige Nacht hat ein Autofahrer offenbar eine umgefahren. Aber das, sagt Margreiter, lasse sich schon wieder richten. Und so ist das eben, in den Wochen, in denen die (Forums-)Welt in Alpbach weilt.

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