Suche nach Lösungen: Geld allein wird's nicht richten

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Symbolbild (c) Bloomberg (Simon Dawson)
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Wer kümmert sich um Kinder und Familien? Tun Unternehmen genug, oder schmücken sie sich nur mit Familienfreundlichkeit?

Eigentlich scheint die Sache ja klar. Kinder, Familien? Super und wichtig. Unternehmen? Die sollten für Vereinbarkeit und Flexibilität sorgen. Und die Politik? Die bitte für ausreichende Betreuungsplätze, damit arbeitende Eltern nicht zu gestressten Jongleuren werden. Soweit der Konsens der Diskutanten in Alpbach. Was aber tun, damit Vereinbarkeit klappt, bei wem liegt die Verantwortung, wo die Probleme und sind all die Initiativen „familienfreundlicher Unternehmen“ nicht oft PR-Maschen, um in CSR-Berichten oder Präsentationen besser dazustehen, während die Realität anders ausschaut? Darüber diskutiert Familienministerin Sophie Karmasin heute mit hochkarätigen Wirtschaftsvertretern.

„Wenn Österreich in Sachen Familienfreundlichkeit Nummer eins werden will, muss man auf vielen Ebenen handeln“, sagt Karmasin. Und spricht vor allem Unternehmen an, die Familienfreundlichkeit als Wirtschafts- und Wettbewerbsfaktor erkennen müssen: „Bei vielen jungen Mitarbeitern ist Familienfreundlichkeit heute Nummer-eins-Kriterium für ein Unternehmen.“

„Vor allem, um Mitarbeiter zu halten, ist das wichtig“, sagt auch Bettina Glatz-Kremsner, Vorstandsdirektorin der Casinos Austria und Lotterien, und erzählt von ihren Erfahrungen: Als sie vor zehn Jahren in den Vorstand kam, Mutter eines damals Achtjährigen, „da hab ich noch gut die Angst in Erinnerung, dass er vor der Schule wartet und ich nicht aus einer Sitzung kann“. Mittlerweile hat sich einiges getan, im Unternehmen gibt es etwa „flying Nannies“, die an Fenstertagen und in den Ferien einspringen, Arbeitszeiten sind flexibler, es gibt ein „Karenzmanagement“: Dazu gehört, dass Väterkarenz explizit gefördert wird oder karenzierte Elternteile (mit ihren Kindern) zu Frühstücks-Treffen eingeladen werden, bei denen das Management über das Geschehen im Unternehmen informiert. Oder das Bewusstsein, dass es bei Vereinbarkeit auch um die Betreuung pflegebedürftiger Eltern geht – und auch Führungskräfte dafür heute Teilzeit arbeiten.

Lässt sich so etwas leichter umsetzen, wenn eine Mutter in Vorstand sitzt? „Sicher, das ist hilfreich. Ich kenne es ja selbst noch, dass man sagt, man müsse das Auto aus der Werkstatt holen, wenn man Kinder abholen muss. Es geht auch um Kleinigkeiten, etwa, dass Sitzungen nicht freitags um 16 Uhr sind.“ Aber da fehle das Umdenken in Österreich noch, auch wenn sich „viel getan hat“.

„Niemand kann sich entziehen“

Diesen Wandel ortet auch Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung. „Dem kann sich niemand entziehen. Patchwork, spätere Elternschaft, arbeitende Mütter, das ist akzeptiert.“ Auch in traditionelleren Firmen sei da „enorm viel unterwegs“. So würden sich Job und Familie auch bei zwei Spitzenjobs „ganz gut hinkriegen lassen“, wie er aus dem Familienleben mit Kerstin Neumayer, Merkur-Managerin, heute ebenfalls am Podium, und zwei Töchtern erzählt. „Bei uns ist das Dank des Bewusstseins für die Bedürfnisse von Familien am Arbeitsplatz, Tagesmutter und Großeltern in der Nähe gut gegangen. Aber, wenn in der Früh ein Kind krank ist, beide einen vollen Tag haben und vor der Frage stehen: Wer springt ein?, dann wird's spannend“. Abgesehen davon sieht er, trotz Unternehmens-Initiativen, Handlungsbedarf auf politischer Ebene: „Es fehlen 30.000 Betreuungsplätze.“

Ministerin Karmasin sieht das nicht allein als Lösung und spricht die Haltung an: „Alle Gesetze helfen nichts, wenn, wie in einer aktuellen Umfrage, nur jeder Dritte der Meinung ist, Väterkarenz sei im eigenen Unternehmen gern gesehen. Geld allein, der Partnerschaftsbonus etwa, wird es nicht richten, wir brauchen Unternehmen, die das wollen“, sagt sie und erinnert an Schweden: Dort sei es ein Nachteil, nicht in Karenz zu gehen. Man gelte als wenig teamfähig, und die sozialen Skills, die Väter vom Betreuen ihrer Kinder in den Job mitbringen, seien sehr gefragt.

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