Darf es ein bisschen Spitze sein?

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Ein vernünftiger Zugang in der Hochschulpolitik könnte viele Herausforderungen lösen. Denn es gibt einige Fragen, denen man sich stellen muss. Von der Exzellenz bis zum Uni-Zugang.

Er reizt zum Widerspruch, jener Satz in der Ankündigung der Alpbacher Seminarwoche. Dass die Vernunft – die vorherrschende Kraft im Zeitalter der Aufklärung – womöglich nicht mehr ausreicht, um die gegenwärtigen Herausforderungen zu meistern. Ein vernünftiges Handeln würde in manchen Bereichen gut tun, zumal in der Politik. Und in der Hochschulpolitik, über die ab heute im Denkerdorf diskutiert werden wird, täte ein solcher Zugang gut, frei von Befindlichkeiten und von ideologischem Ballast. Mehr noch: Er könnte viele Probleme lösen.

Ohne das Hochschulsystem als die Katastrophe zu bezeichnen, die es bestimmt nicht ist, muss man sich hier nämlich einer Reihe von dringlichen Fragen stellen. Eine davon ist, wie man sich nicht nur in der Gegenwart, sondern für die Zukunft aufstellen will. In Österreich sei bisher nicht entschieden worden, ob man ein starkes System ähnlicher Universitäten wolle – oder Spitzenleistung bei einigen privilegierten Unis, sagte der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, der Schweizer Antonio Loprieno einmal zur „Presse“. Und so stecken viele Unis im Dilemma zwischen Massenuniversität und Exzellenz fest. Einige Unis stark zu machen – und andere damit zu schwächen –, hat sich bislang noch niemand getraut. Will man exzellente Leistung haben (die über die bestehenden, aber wenigen Leuchttürme hinausreicht), muss man sich dem aber stellen.

Dass Unis und Fachhochschulen ihre Angebote abgleichen sollen – wie es sich Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner vorstellt –, ist in diesem Sinn ein durchaus vernünftiger Ansatz. Ob es auch gelingt, steht aber auf einem anderen Blatt. „Angesichts der ersten Reaktionen bezweifle ich, dass das zu großen Änderungen führt“, sagte dazu einmal Ex-Minister Karlheinz Töchterle. Allzu groß seien die Beharrungskräfte an den Unis. Und zu stark besagte Befindlichkeiten, wenn es um eine Verlagerung an die FH geht. In den Worten von Töchterle, und der muss es wissen: „Kein Fach will sich gern aus der Uni boxen lassen.“ Dabei wird jeder zugeben, dass es Fächer gibt, die zumindest teilweise besser an Fachhochschulen passen würden.

Das Wissenschaftsressort streitet regelmäßig ab, dass es hier (auch) ums Einsparen geht. Wenn diese Reform vernünftig umgesetzt werden soll, ist aber auch zu bezweifeln, dass es sie zum Nulltarif gibt. Nicht umsonst blicken die Chefs der chronisch unterfinanzierten Unis neidisch auf die Fachhochschulen, die genau das haben, was sie seit Jahren wollen: eine Finanzierung pro Studienplatz. Die für die Universitäten – aus Kostengründen (!) – zuletzt verschoben wurde. Und die nun wieder aufgewärmt werden soll.

Offene Debatte statt verschämtem Ja

Um die Frage, wie viel man wovon will und wie viel Geld es dafür gibt, wird (und soll) man da nicht herumkommen. Und es wäre mehr wert, würde das auch die SPÖ einmal offen aussprechen – statt beim Uni-Zugang verschämt irgendwelche Fleckerlteppichlösungen zu ermöglichen. Dann könnte man auch breit darüber diskutieren, wie die Zugangsbedingungen aussehen müssen, damit das nicht passiert, was die Kritiker fürchten (und was die andere Seite gern unter den Tisch fallen lässt): dass die ohnehin Benachteiligten noch weiter benachteiligt werden.
Vielleicht bietet ja der Hochschultag den Rahmen für die dringend notwendigen, vernünftigen Diskussionen.

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