Der Sprung ins kalte Wasser und die Frauenquote

(c) Katharina Fröschl-Roßboth
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Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, und Margarete Schramböck, CEO beim Mobilfunkbetreiber A1, sprachen über weibliche Unternehmensspitzen und Führungsstile.

Die Fettnäpfchengefahr sei groß, wenn zwei Männer mit zwei Frauen über weibliche Unternehmensspitzen und Führungsstile sprechen. Mit diesen Worten leitete „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak das gestrige Höhenfrühstück in der Postalm ein, zu dem er mit „trend“-Chefredakteur Andreas Weber geladen hatte. Besagte Frauen waren die Top-Managerinnen Margarete Schramböck von A1 und Johanna Rachinger von der Österreichischen Nationalbibliothek (ONB).

Ob sie von anderen Frauen auf ihrem Karriereweg unterstützt wurden? Nun, als Margarete Schramböck vor 20 Jahren in der Technikbranche begann, gab es noch sehr wenige weibliche Führungskräfte. Gefördert wurde sie daher von Männern. Mit 32 Jahren zur Geschäftsführerin von Alcatel bestellt, gratulierte man ihr mit den Worten: „Das Experiment hat funktioniert.“ Experimente wurden ihr quasi schon in die Wiege gelegt – ihr Vater war mit ihr im Kinderwagen im Ort unterwegs, in Tirol damals ein seltener Anblick. Johanna Rachinger wiederum sprang mit Anfang 30 als Geschäftsführerin des Ueberreuter Verlags „einfach ins kalte Wasser“.

Frauen haben oft Zweifel, ob sie für die angebotene Position gut genug seien. Dem setzt Schramböck entgegen: „Du wirst ausgesucht, weil du das beste Potenzial hast. Den Rest lernst du im Job.“ Neben fehlendem Selbstbewusstsein gibt es für Rachinger aber auch zu wenige Maßnahmen, um Frauen zu fördern. Wegen der Vorbildwirkung ist sie daher für eine Frauenquote im öffentlichen Bereich. In der Privatwirtschaft dürfe das den Unternehmen aber nicht vorgeschrieben werden.

Nach ihrem Führungsstil befragt, sagen beide von sich, dass der sich sehr verändert hat. Anfangs streng und autoritär, um klare Signale auszusenden – und, wie Rachinger zugibt – auch aus der Nervosität heraus. Mittlerweile bezeichnen sich beide als teamorientiert. Die Mitarbeiter werden in der ONB in die Strategie eingebunden oder können bei A1 direkt mit dem Vorstand Kontakt aufnehmen, denn: „Mitarbeiter müssen wissen, wohin es geht“, so Schramböck.

Das ist auch in Zeiten von Restrukturierung wichtig. Bei einem Anteil von 50 Prozent Beamten bei A1 setzt Schramböck auf Insourcing. Möglichst viele Bereiche sollen im Haus bleiben. Johanna Rachinger übernahm die ONB zum Zeitpunkt der Ausgliederung mit einem Beamtenanteil von 80 Prozent. Das Unternehmen in Richtung mehr Eigenverantwortung der Mitarbeiter und Service zu verändern, war am Anfang nicht einfach.

Die erste Bundeskanzlerin

Und wann wird es in Österreich einmal die erste Bundeskanzlerin geben? Schramböck denkt, dass es in etwa zehn Jahren soweit sein könnte. Auf die Frage, ob sich Rachinger diese Funktion vorstellen könne? „Mein Mann als first Husband, undenkbar!“ (tst)

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