Was ist komplex, was kompliziert?

Die Komplexitätsforschung dient auch der personalisierten Medizin: Sie gibt Aufschluss, bei welchem Patienten ein Medikament wirkt oder welche Arzneikombination optimal ist.
Die Komplexitätsforschung dient auch der personalisierten Medizin: Sie gibt Aufschluss, bei welchem Patienten ein Medikament wirkt oder welche Arzneikombination optimal ist.(c) obs (Intramedic Gmbh)
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Stefan Thurner zeigt, wie Krankheiten zusammenhängen, welche Medikamente das Krebsrisiko senken und wie man unser Finanzsystem stabilisieren könnte.

Wenn man verstehen will, wie etwas funktioniert, muss man wissen, wie die einzelnen Dinge miteinander zusammenhängen. Dieser Grundsatz der Komplexitätsforschung trifft auf vieles zu: Gesundheits-, Finanz- oder Wirtschaftssystem, auf jede Zelle des Körpers oder auf Ameisen in einer Kolonie. Nicht alles, was kompliziert ist, ist auch komplex: Elementarteilchenphysik ist zwar kompliziert, aber nicht komplex, weil die Kräfte, die zwischen den Teilchen wirken, immer gleich sind. Komplex sind Systeme dann, wenn sich Wechselwirkungen zwischen den Einzelteilen bei jeder Begegnung ändern können. Also wenn eine Ameise jedes Mal entscheidet, was sie tun soll, wenn sie eine Nestgenossin trifft. Oder wenn ein Arzt bei jedem Patienten entscheidet, welches Medikament er verschreibt – je nach der persönlichen Krankheitsgeschichte.

Komplexitätsforscher um Stefan Thurner von der Med-Uni Wien haben einen großen Datensatz zur Verfügung, der jede einzelne Wechselwirkung im österreichischen Gesundheitssystem sichtbar macht. „In anonymisierter Form liegen uns von zwei Jahren alle Arztbesuche, die Diagnosen und dabei verschriebenen Medikamente vor, also quasi der Gesundheitszustand der gesamten Nation“, sagt Stefan Thurner, der heute, Samstag, bei den Technologiegesprächen in Alpbach vorträgt. „Das sind eigentlich langweilige bürokratische Daten, die zur Bezahlung von Ärzten notwendig sind.“ Doch sie bilden so genau wie nie zuvor das komplexe System des Gesundheitsnetzwerks ab.

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