Eine neue Dramaturgie für das Forum

Elisabeth Schack
Elisabeth Schack(c) Katharina Fröschl-Roßboth
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Kunst. Elisabeth Schack, die im heurigen Frühjahr die Leitung des Kulturprogramms für das Forum Alpbach übernahm, will eine stärkere Einbindung von Künstlern im Konferenzprogramm fördern.

„Ich bin es gewohnt, in Festivals zu denken. Und das Forum ist ein Festival.“ Nur, dass es sich bei diesem Festival nicht ausschließlich um Kultur dreht, so wie es Elisabeth Schack bei den Wiener Festwochen gewöhnt war. 13 Jahre lang hat sie dort als Dramaturgin gearbeitet, zunächst unter dem Intendanten Luc Bondy, später mit Markus Hinterhäuser. Bis sie sich heuer, nachdem Tomas Zierhofer-Kin die Leitung übernommen hatte, dazu entschloss, etwas Neues zu suchen – um „nicht picken zu bleiben“. Und da bot sich gerade die Leitung des Kulturprogramms des Europäischen Forums Alpbach an, nachdem die bisherige Zuständige Monika Sommer-Sieghart die erste Direktorin des Hauses der Geschichte Österreichs wurde und deshalb vom Tiroler Bergdorf Abschied nehmen musste.

Es war zunächst eine ganz simple Bewerbung auf eine Ausschreibung auf der Homepage des Forums. Es folgte ein Gespräch mit Geschäftsführer Philippe Narval und Forums-Präsident Franz Fischler. Und dann sei man sich schnell einig geworden. Ihr Ansatz war von Anfang an, noch mehr Kunst und Kultur nach Alpbach zu bringen – und das vor allem unter dem Gesichtspunkt, was hier alles möglich ist, in größeren Städten aber nicht realisiert werden kann. Ein besonderes Merkmal des Forums ist es ja, dass recht viele Menschen eine gewisse Zeit lang auf engem Raum versammelt sind. Und das schafft einfach andere Möglichkeiten als in einer Großstadt, wo man sich nicht zwangsläufig ständig über den Weg läuft.

Über unsichtbare Grenzen

„Es ist bei den Künstlern hier ähnlich wie bei den Stipendiaten – man wird für so viele Dinge sensibilisiert, indem man mit anderen redet.“ Und gerade Künstler würden sich wenig mit dem konfrontieren, was außerhalb ihres Genres passiert. „Aber es ist wichtig, sich über unsichtbare Grenzen zu verständigen und miteinander zu arbeiten.“ Genau das, der Kontakt zwischen Künstlern, die sonst kaum miteinander in Berührung kommen, sei ein Ziel ihrer Arbeit. Und dabei möchte sie auch dafür sorgen, dass die Kunst nicht nur als Nebenprogramm zu den Workshops und Seminaren gesehen wird, sondern noch viel stärker ein Teil davon wird. „Es sollen auch viel mehr Künstler ins Hauptprogramm kommen.“ Die künstlerischen Interventionen vor dem Programm, die noch von ihrer Vorgängerin forciert wurden, seien ein erster wichtiger Schritt gewesen. Nun gehe es darum, ein stärkeres Gleichgewicht zu schaffen.

„In Zukunft könnte es etwa so sein: Wer bei der Eröffnung Kunst macht, sitzt danach auch in den Gesprächen.“ Um all das zu erreichen, sollen etwa Künstler für längere Zeit eingeladen werden, vergleichbar vielleicht mit „Artist in Residence“-Programmen. Dann würden sich viele Gelegenheiten ergeben, bei denen Neues entstehen kann. Vor allem auch Dinge, deren Ergebnis noch nicht im Vorhinein feststeht, sondern hier dynamisch wachsen.

Und auch hier soll die Umgebung eine Rolle spielen. Indem etwa Kultur nicht nur in Räumen stattfindet, die es schon gibt. Sondern auch dort, wo sie irritieren kann und für Aha-Erlebnisse sorgt. „Das kann man zum Beispiel mit einer Wanderung verbinden, oder man kann eine Installation machen.“ Einen ersten Vorgeschmack hat man bereits mit der Aktion „Auf Wanderschaft. Pflanzen und andere Integrationswunder“ geliefert – einem beschilderten Pfad durch Alpbach, auf dem die tatsächliche Herkunft scheinbar heimischer Pflanzen aufgedeckt wird. Und mit dem das Nachdenken über Migration – auch von Menschen – angeregt werden soll. Allzu viel Zeit hatte sie nicht dafür, dieses Projekt umzusetzen – die dazugehörige Broschüre kam etwa erst am Tag der Vernissage (organisiert als Spaziergang zu einigen der Stationen) aus der Druckerei.

Es ist das erste Jahr für Schack in diesem Job – und überhaupt ihr erstes Mal beim Forum in Alpbach. Da sie erst im Frühjahr eingestiegen ist, dockte sie noch bei vielen Projekten an, die noch ihre Vorgängerin initiiert hatte. Für das kommende Jahr hat sie aber schon einige Ideen. Das Forum 2018 soll etwa „einen eigenen Tag bekommen, der ein bisschen ruhiger ist“, an dem der Fokus noch stärker auf Kunst und Kultur gerichtet sein soll. Und generell möchte sie eine durchgehendere Dramaturgie schaffen, stärker auf Übergänge der einzelnen Teile achten.

Ein eigener Studiengang

Die Dramaturgie wird sie auch nach dem Forum weiter beschäftigen – denn im März 2018 startet sie einen eigenen Studiengang für angewandte Dramaturgie an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst. Zu dieser Zeit werden auch schon die Vorbereitungen für das nächste Forum laufen. Und Elisabeth Schack wieder in dem Element sein, das sie auch schon als Dramaturgin bei den Wiener Festwochen geschätzt hat: „Ich mag es, in der zweiten Reihe zu stehen, aber trotzdem große Verantwortung zu tragen.“

ZUR PERSON

Elisabeth Schack ist die neue Leiterin des Alpbacher Kulturprogramms. Die Dramaturgin und Kulturmanagerin war zuvor 13 Jahre lang bei den Wiener Festwochen. Sie studierte Theaterwissenschaft, Spanisch und Geschichte in Wien und Kultur- und Medienmanagement in Hamburg. Im März 2018 startet sie gemeinsam mit Barbara Kremser mit „A!Drama“ einen eigenen Studiengang für Dramaturgie.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2017)

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