Forum Alpbach 2018: Schwere Themen statt leichter Kost

Katharina Roßboth
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Nach „Konflikt und Kooperation“ im heurigen Jahr steht das Forum Alpbach 2018 unter dem Generalthema „Diversity and Resilience“. Ein Begriffspaar als Gegenentwurf zu markigen Politslogans.

Einfache Botschaften funktionieren. Auch der laufende Nationalratswahlkampf zeigt, wie der Fokus auf ein Thema gelegt und für den Transport in die Köpfe der Menschen in einen einfachen Slogan gepackt wird. Sprüche wie „Hol dir, was dir zusteht“ oder „Die Steuern müssen runter“, sind knapp und prägnant. Genau deswegen haben sie beim Forum Alpbach nichts verloren. Wie sehr sich die Organisatoren von der Verknappung der Tagespolitik absetzen wollen, zeigt auch das Motto des kommenden Jahres: „Diversity and Resilience“ wird das Generalthema des Forums 2018 sein. Ein Begriffspaar als Gegenentwurf zur mundgerecht verpackten Vereinfachung.


„Das ist vom Wording her schwierig“, sagt Forums-Präsident Franz Fischler. „Wir werden da sicher einige Übersetzungsleistungen machen müssen.“ Weil zum einen die wörtliche deutsche Übersetzung nicht zur Gänze das treffe, was die Begriffe im Englischen aussagen. Und zum zweiten, weil manche mit den Begriffen vielleicht gar nichts anfangen können. Mit Diversität, was für Vielfalt und die verschiedenartige Zusammensetzung einer Gruppe steht, vielleicht noch mehr. „Wir wollen das aber nicht auf Genderfragen einschränken“, so Fischler, „wobei das natürlich eine Rolle spielen soll, weil wir als Forum ja bemüht sind, da etwas weiterzubringen“.


Doch insgesamt soll auf verschiedene Arten der Diversität geschaut werden – und dabei geht es auch um das in der Tagespolitik derzeit so aktuelle Thema Einwanderung. Einen Vorgeschmack dazu hat schon die heurige Kulturaktion „Auf Wanderschaft“ geliefert, bei der die Migrationsgeschichte scheinbar heimischer Pflanzen aufgedeckt wird. Selbst die Marille, zum Beispiel, die als klassisch österreichische Art gesehen wird, kommt ursprünglich aus Armenien. Diversität sei ja auch ein Prinzip in der Natur, so Fischler. In der Pflanzenwelt gelte, dass ein Ökotop umso stabiler ist, je diverser es ist. „Man sieht, dass man Diversität braucht und dadurch die Qualität des Gesamten steigt.“ Wobei der Begriff – wieder ein Rückgriff auf die Tagespolitik – heute nicht immer positiv wahrgenommen werde.

Nicht aus der Bahn werfen lassen

Resilienz wiederum steht für die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen. Dafür, dass ein System bei einem Teilausfall nicht vollständig versagt. Der Begriff wird in den verschiedensten Feldern verwendet – von der Materialwissenschaft über Psychologie und Soziologie bis zur Zahnmedizin, wo es für die Eigenschaft von Geweben steht, sich nach einer Verformung wieder in den Ausgangszustand zurückzukehren. „Nicht nur Märkte werden volatiler“, meint Fischler, „sondern auch das Politische. Die Gleichgewichte werden labiler.“ Umso wichtiger sei es, Verhältnisse zu schaffen, die dafür sorgen, „dass es uns nicht schon bei jeder kleinen Störung aus der Bahn wirft“.


Für einen markigen Slogan denkbar ungeeignet, soll das Begriffspaar des nächstjährigen Mottos auch zeigen, dass die Debatten in die Tiefe gehen. Und bei der Diskussion soll es vor allem in Richtung Lösungen gehen. Das sei auch eine Erkenntnis aus dem heurigen Forum mit dem Motto „Konflikt und Kooperation“ gewesen: „Die Beschreibung des Problems ist ausreichend erfolgt“, sei das nun der Zustand des Klimas oder die Ressourcenausbeutung. „Was wir jetzt brauchen, ist eine Antwort auf die Frage: Wie geht das? Wie kommen wir dorthin?“ Gerade auch, weil die Welt mehr und mehr Gefahr laufe, auseinander zu driften. „Die Zahl der Konflikte wird mehr, aber die Fähigkeit, Konflikte zu lösen, scheint weniger zu werden.“ Etwa in der Frage nach einer gemeinsamen europäischen Flüchtlingspolitik. „Die Fähigkeit, das zu tun, wofür die EU geschaffen wurde, nämlich gemeinsame Lösungen zu suchen, nimmt ab.“

Insofern will man der Politik bei Lösungen helfen, wie man Dinge gemeinsam angehen kann. Und das durchaus praxisnah – schließlich übernimmt Österreich im zweiten Halbjahr von 2018 die EU-Ratspräsidentschaft. Dass es da etwas Gemeinsames geben werde, sei schon fix. Nur die Form muss noch geklärt werden. Eine Möglichkeit könnte etwa ein Treffen von EU-Botschaftern sein, die hier ein Papier erarbeiten, das dann bei einem Außenministertreffen präsentiert wird. Ein Papier, das dann vermutlich auch nicht in einen knackigen Slogan zusammengepackt werden kann. Aber das möglicherweise Wege aufzeigt, wie drängende Probleme gelöst werden können. Klar sei laut Fischler jedenfalls: „Wenn man nicht sagen kann, wie es geht, hat es keine Chance, verwirklicht zu werden.“

Web: www.alpbach.org

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