In der Provinz Izmir sind Taner Kilic und 22 andere Anwälte festgesetzt worden. Von der jüngsten Verhaftungswelle sind auch Soldaten betroffen.
Die türkischen Behörden haben nach Angaben von Amnesty International den Landes-Chef der Menschenrechts-Organisation festgenommen. Taner Kilic werde verdächtigt, Verbindungen zum Netzwerk des muslimischen Predigers Fethullah Gülen zu haben, erklärte Amnesty am Dienstagabend.
Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty sagte, dass neben Kilic auch 22 Anwälte in der Provinz Izmir festgesetzt worden seien. Kilics Haus sowie das Amnesty-Büro seien durchsucht worden. Derzeit gebe es allerdings keinen Hinweis darauf, dass die Festnahme von Kilic im Zusammenhang mit seiner Arbeit für Amnesty stehe. Auch sehe es nicht nach einem speziellen Vorgehen gegen die Organisation aus. Es sei unklar, weshalb Kilic verdächtigt werde, Verbindungen zum Gülen-Netzwerk zu haben.
Kurz nach dem Putschversuch vergangenen Juli warf die Menschenrechtsorganisation Ankara vor, Gefangene gefoltert zu haben. "Die türkischen Behörden müssen diese abscheulichen Taten beenden und internationalen Beobachtern Zugang zu all diesen Gefangenen gewähren", hieß es in einem Bericht.
Gülen-Finanzen im Visier
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan macht den in den USA lebenden Gülen für den Putschversuch verantwortlich, bei dem 240 Menschen getötet worden waren. Die türkische Regierung hat seitdem rund 50.000 Menschen verhaftet und 150.000 aus meist öffentlichen Ämtern entlassen.
Die Behörden setzten die Verhaftungswelle auch am Mittwoch fort: In der Provinz Konya sind 60 Soldaten festgenommen worden. Auch sie sollen mit dem Gülen-Netzwerk in Verbindung stehen. Spätestens seit dem Putschversuch versucht die Regierung das Finanzkonglomerat, das zur Gülen-Bewegung gezählt wird, zu zerschlagen. Diesmal trifft es die Kaynak Holding: Knapp 130 Mitarbeiter werden per Haftbefehl gesucht, rund zwei Dutzend der Betroffenen seien nun in Istanbul gefasst worden, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.
(APA/Reuters)