USA: 15 Millionen Menschen nach Sturm "Irma" ohne Strom

In Jacksonville stehen immer noch Straßen unter Wasser.
In Jacksonville stehen immer noch Straßen unter Wasser.REUTERS
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Auch wenn "Irma" vom Hurrican zum Tropensturm abgestuft wurde: Er hinterließ eine Spur der Zerstörung. Frankreich richtete die "größte Luftbrücke der Nachkriegszeit" ein.

Im US-Bundesstaat Florida sind nach dem Durchzug von Hurrikan "Irma" Medienberichten zufolge 15 Millionen Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten. Auch im nördlichen Nachbarstaat Georgia hätten fast eine Million Menschen keine Elektrizität, berichtete die US-Zeitung "USA Today" am Dienstag unter Berufung auf jüngste Zahlen aus dem Heimatschutzministerium in Washington.

Die Zeitung "The Washington Post" sprach von Stromausfällen in bisher beispiellosem Ausmaß. Mindestens 54 Prozent der Häuser und Unternehmen in Florida seien am frühen Dienstag ohne Strom gewesen, schrieb die Zeitung. Die zusammengebrochene Versorgung könnte nun auch die Rückkehr vieler Einwohner zu ihren Häusern verzögern.

"Irma" war am Sonntag als Hurrikan der Stufe vier über Florida hinweggefegt. Am Montagabend schwächte sich das Unwetter zu einem tropischen Tief ab, brachte aber weiterhin starken Regen, heftigen Wind und Überschwemmungen mit. Auch Georgia und South Carolina bekamen die Auswirkungen zu spüren.

Die Energieversorgung für Millionen von Menschen wieder herzustellen sei nun der "Topjob" für Verwaltung und Einsatzkräfte in Florida, schrieb "The Washington Post" angesichts der umgeknickten Strommasten und unterbrochenen Elektrizitätsnetzen. Ein für Infrastruktur zuständiger Beamte im Heimatschutzministerium sagte laut "USA Today", der Wiederaufbau der Energieversorgung habe Priorität. "Ich bitte, dass alle Geduld haben, denn das wird einige Zeit dauern", fügte Christopher Krebs hinzu. Bis zum Dienstagabend könnte sich Tief "Irma" den Prognosen zufolge auflösen.

Millionen ohne Strom

Das Weiße Haus rechnete damit, dass geflohene Bewohner möglicherweise über Wochen nicht zurückkehren können. Es werde dauern, bis sich die Gegend von dem Sturm erholt habe, sagte der Heimatschutzberater des Weißen Hauses, Tom Bossert.

Gefahr durch Überschwemmungen bestand weiter. Jacksonville, mit rund 880.000 Einwohnern die größte Stadt des Bundesstaats, stand unter Wasser. Die Pegelstände erreichten nach Angaben der Behörden Rekordhöhen. Ein Park in der Stadt glich einem See, wie auf Aufnahmen zu sehen war. Die Behörden versprachen, so schnell wie möglich die Strom- und Trinkwasserversorgung wieder herzustellen. In manchen Gebieten könnte dies aber Wochen dauern.

Häuser von Fundamenten gelöst

Auf den Florida Keys boten sich Bilder massiver Verwüstung. Die Inseln waren von der Außenwelt abgeschnitten, Telefon- und Internetverbindungen unterbrochen. Auf Bildern waren zerstörte Häuser zu sehen, sie hatten sich zum Teil von ihren Fundamenten gelöst. Boote wurden aufs Land gespült, Bäume waren eingeknickt. Die Inselgruppe vor der Südspitze Floridas war am Sonntag direkt vom Auge des Sturms getroffen worden.

Floridas Gouverneur Rick Scott sagte: "Wir wollen allen helfen, so schnell wie möglich wieder zum normalen Leben zurückzukehren." Das werde gleichwohl einige Zeit dauern, seien die Schäden mancherorts doch sehr groß. Für die größte Gefahr in dieser Woche halte er das Hochwasser an den Küsten einerseits und die Überflutungen durch stark angeschwollene Flüsse andererseits. Das Rote Kreuz warnte vor den Gefahren durch überflutete und unterspülte Straßen sowie abgerissene Stromkabel.

Der wirtschaftliche Schaden durch die beiden Wirbelstürme "Irma" und "Harvey" beläuft sich den Analysten von Moody's Analytics zufolge voraussichtlich auf 150 bis 200 Milliarden Dollar (167 Mrd. Euro). Im dritten Quartal dürften die Auswirkungen der Hurrikane auf das Wachstum des Bruttoinlandprodukts in den USA bei fast 0,5 Prozentpunkten liegen, teilte die Ratingagentur am Dienstag mit. Die Schäden durch den mittlerweile abgeschwächten Wirbelsturm "Irma" bezifferten die Analysten auf 64 bis 92 Milliarden Dollar (53 bis 77 Mrd. Euro).

Luftbrücke für Inseln

Frankreich spricht von der größten Luftbrücke seit dem Zweiten Weltkrieg zur Versorgung der Hurrikan-Opfer in der Karibik. Rund 1900 bewaffnete Sicherheitskräfte und Hilfsgüter wurden auf die von "Irma" heimgesuchten Inseln Saint-Martin und Saint Barthelemy gebracht, sagte der französische Präsident Emmanuel Macron, der am Dienstag in Pointe-e-Pitre auf Guadeloupe einen Krisenbesuch begann.

Von dort aus sollte es im Lauf des Tages auf die stark beschädigten Inseln Saint-Martin und Saint Barthelemy weitergehen. Die Behörden würden alles tun, damit die Bewohner so schnell wie möglich zu einem normalen Leben zurückkehren könnten.

(APA/dpa)

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