Die Obama-Nachfolger laufen sich schon warm

(c) EPA (SHAWN THEW)
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Vier Jahre sind es noch bis zu den nächsten Präsidentschaftswahlen. Bei den Demokraten dreht sich alles um Hillary Clinton, bei den Republikanern um Königsmacher Jeb Bush, Marco Rubio und Chris Christie.

Wo sonst als in Iowa? Die Schlacht für 2012 war noch nicht geschlagen, da testete das Meinungsforschungsinstitut Public Policy Polling am vergangenen Wochenende bereits die Chancen für potenzielle demokratische Präsidentschaftskandidaten in vier Jahren. Im Agrarstaat im Mittelwesten gehen traditionell die ersten Vorwahlen über die Bühne. Wer sonst als Hillary Clinton, die populärste Ministerin des Obama-Kabinetts, sollte die Parade der Anwärter anführen?

Weit abgeschlagen hinter der amtsmüden Noch-Außenministerin rangieren Vizepräsident Joe Biden, der offen mit einer Kandidatur kokettiert, und New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo. Der Sohn des Ex-Gouverneurs Mario Cuomo, der 1992 als Favorit galt, dann aber doch nicht in den Ring stieg, steht in den Startlöchern. Der Ex-Wohnbauminister unter Bill Clinton würde freilich dessen Frau den Vortritt lassen, sollte sie sich nach einer verordneten Atempause von der Spitzenpolitik doch zu einer neuerlichen Kandidatur durchringen. Wahlkampfgladiator Bill Clinton drängt seine Frau zu einem neuen Anlauf ins Weiße Haus.

Beim Parteitag der Demokraten in Charlotte warben die Aspiranten im Frühherbst schon um die Gunst der Iowa-Delegierten: Marylands Gouverneur Martin O'Malley erzählte von seiner Zeit als Wahlhelfer in Iowa, Newarks smarter schwarzer Bürgermeister, Cory Booker, von den großmütterlichen Wurzeln in dem überwiegend weißen Bundesstaat. Beim Frühstückskaffee loteten Virginias Senator Mark Warner und die Gouverneure Brian Schweitzer (Montana) und Deval Patrick (Massachusetts) die Stimmung aus. Spätestens im Frühjahr 2015 werden einige von ihnen die monatelange Knochentour durch Iowa antreten.


Buhlen um die Basis. Das Gleiche gilt für ihre republikanischen Widersacher. Manche klappern schon jetzt das Terrain ab, bei Banketten suchen Louisianas Gouverneur Bobby Jindal oder Floridas Senator Marco Rubio Kontakt zu den lokalen Parteihonoratioren. Ihre Unterstützung ist im Buhlen um die Stimmen von Farmern und evangelikalen Christen, der republikanischen Basis, unerlässlich. Wer bei den Primaries in Iowa, den Ersten in den USA, gut abschneidet, darf sich Chancen für die Nominierung seiner Partei ausrechnen. Hier begann auch der Aufstieg des Außenseiters Barack Obama.

Nach dem Status quo nimmt Vizepräsidentschaftskandidat Paul Ryan die Rolle des Spitzenreiters unter den Bewerbern der Grand Old Party ein. Die Funktion des Königsmachers kommt indes Jeb Bush zu, dem Bruder George W. Bushs und Ex-Gouverneur von Florida. Steht Ryan für eine ideologische Zuspitzung, so tritt Bush – verheiratet mit einer gebürtigen Mexikanerin – für eine Öffnung der Partei hin zu Latinos ein. Er könnte sich auch für seinen Schützling Rubio starkmachen. Der 41-jährige Sohn kubanischer Immigranten gilt als größte Zukunftshoffnung der Republikaner, mithin als erster hispanischer US-Präsident.

Sollte es Chris Christie indes gelingen, 20 Kilos abzuspecken, ist er möglicherweise die erste Wahl. Die unverblümte, raue, aber herzliche Art des schwergewichtigen Gouverneurs von New Jersey hat viele Fans unter den Amerikanern – beileibe nicht nur Republikanern. In „Time“ posierten alle Anwärter bereits für eine Fotogalerie.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2012)

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