Weil der SPD-Kanzlerkandidat Grillo und Berlusconi "Clowns" nennt, sagt Präsident Napolitano ein Treffen ab. Die Linke sucht weiter nach Regierungspartnern.
Rom/Wien/Ag. Clownesken bringen derzeit Italiens Politik ordentlich in die Bredouille. Nicht nur steckt das krisengebeutelte Italien wegen des Erfolges des Exkomikers Beppe Grillo und des notorischen Polit-Clowns Silvio Berlusconi in der schlimmsten politischen Krise seit Jahrzehnten. Nun droht auch noch eine diplomatische Eiszeit mit dem wichtigsten Handelspartner Deutschland.
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hatte davor gewarnt, dass die nach der Wahl in Italien drohende Regierungsunfähigkeit die Probleme in der Eurozone verschärfen könnte. „Bis zu einem gewissen Grad bin ich entsetzt, dass zwei Clowns gewonnen haben“, sagte Steinbrück mit Hinweis auf Beppe Grillo und Silvio Berlusconi. Berlusconi nannte er „einen Clown mit einem besonderen Testosteron-Schub“.
Daraufhin sagte Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano, der sich derzeit in Deutschland befindet, kurzfristig ein für Dienstagabend geplantes Treffen mit Steinbrück ab. Steinbrücks Sprecher gab Äußerungen des SPD-Politikers „zum Wahlausgang in Italien“ als Grund an.
Tatsächlich kommen derzeit herablassende Töne aus Deutschland in Italien gar nicht gut an. Seit Beginn der Schuldenkrise ist das Verhältnis angespannt, auch weil viele Italiener Sparmahnungen aus Berlin als arrogante Intervention empfinden. Sowohl Berlusconi als auch Grillo haben mit Deutschland-Hetze gepunktet und erfolgreich Berlin für die Schuldenmisere verantwortlich gemacht.
In Italien versucht indes Mitte-links-Chef Pier Luigi Bersani verzweifelt, trotz unklarer Mehrheiten eine Regierung zu bilden. Von einer großen Koalition mit Berlusconi will er nichts wissen. Doch von Beppe Grillo bekam er eine klare Abfuhr: Seine Bewegung werde sich an keiner Regierung beteiligen, sagte der Exkomiker.
Ratingagentur droht
Dass das hoch verschuldete Euroland politisch blockiert ist, verunsichert die Anleger. Die Ratingagentur Moody's droht mit der Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes, sollten Reformen nicht fortgesetzt werden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2013)