Serie von Starts kleiner Raketen, mit Reichweiten von nur etwa 30 bis 150 Kilometern, verstört Nachbarn. „Reine Manöver“, sagt das Regime.
Seoul/Pjöngjang/Ag. Nordkorea hat nach einer mehrwöchigen Beruhigung der zuletzt heftigen militärischen Spannungen die Staatengemeinschaft mit einer tagelangen Serie von Raketentests neuerlich irritiert. Unbeirrt von Sanktionen und Protesten feuerte das kommunistische Land über das Pfingstwochenende sechs Kurzstreckenraketen ins Meer. Es handle sich um rechtmäßige militärische Übungen angesichts der wachsenden „Kriegsmaßnahmen“ Südkoreas und der USA.
Die Flugkörper hatten Reichweiten von nur etwa 30 bis 150 Kilometern, zuletzt starteten am Montag nach Angaben der südkoreanischen Regierung zwei Flugkörper von Nordkoreas Ostküste. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon(ein Südkoreaner) verurteilte die Tests als Provokation, während die USA und Großbritannien das isolierte Land zur Zurückhaltung aufforderten und auch dessen einzig verbliebener Verbündeter China Verärgerung zeigte.
„Wir führen militärische Übungen zur Steigerung unserer Verteidigungsfähigkeit durch“, erklärte die Führung des Landes. Südkoreanischen Experten zufolge müssen die Starts keine Eskalation bedeuten: „Sie sind taktischer Natur und sollen Verhandlungsbereitschaft signalisieren, während Nordkorea gleichzeitig sein Gesicht wahren kann“, erläuterte Professor Kim Yeon-Su von der südkoreanischen Universität für Nationale Verteidigung.
Der große Knall blieb bisher aus
Die Starts sind unbedeutend im Vergleich zu dem Säbelrasseln der vergangenen Monate, als Nordkorea drohte, Mittelstreckenraketen auf US-Basen im Pazifik wie Guam zu schießen; zudem wurde ein Atomkrieg angekündigt. Vor wenigen Wochen fuhren mehrere große Mittelstreckenraketensysteme, angeblich auch vom Typ „Musudan“, an der Küste auf – doch ungeachtet aller Erwartungen geschah gar nichts. Gründe für die Nicht-Starts wurden bisher auch nicht bekannt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2013)