Ein Treffen auf Regierungsebene in Seoul sollte Entspannung zwischen Nord- und Südkorea signalisieren. Ein formeller Streit hat dies aber vorerst verhindert.
Pjöngjang/Seoul/Ag. Kaum kam Hoffnung auf für eine Entspannung und eine sachte Annäherung zwischen Nord- und Südkorea, sind die für Mitte dieser Woche angesetzten Gespräche in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul wieder geplatzt. Nach Angaben aus Regierungskreisen in Südkorea führte ein Disput mit dem Norden über die Zusammensetzung der Delegation einen Tag vor dem Treffen zu der kurzfristigen Absage. Es wären die ersten Gespräche seit 2007 auf Regierungsebene gewesen. Unklar war zunächst, ob das Treffen zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden soll.
Erst am Wochenende hatten sich beide Seiten im Grenzort Panmunjom nach 18-stündigen Verhandlungen auf ein solches Gespräch geeinigt. Südkorea hatte zuerst auf eine Konferenz auf Ministerebene gepocht, Vereinigungsminister Ryoo Kihl Jae sagte bereits seine Teilnahme zu. Nordkorea war auf die Modalitäten eingegangen, wollte seine Delegation indessen nicht benennen.
Es sollte vor allem um die Zukunft der Sonderwirtschaftszone Kaesong gehen, die Nordkorea im Zuge der Eskalation im April geschlossen hatte. Das Regime in Pjöngjang wies daraufhin die südkoreanischen Unternehmer aus, die mehr als 50.000 nordkoreanische Arbeiter schickte es nach Hause. Darüber hinaus standen eine Wiedervereinigung von im Krieg getrennten Familien und die Wiederaufnahme des Reiseprogramms südkoreanischer Touristen auf der Agenda.
Wiederaufbau von Vertrauen
Nach der wochenlangen Krise zu Beginn des Frühjahrs versprach sich Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye Entspannungssignale von den Gesprächen. In einer Kabinettssitzung drückte sie die Hoffnung aus, dass die geteilte Halbinsel „einen Schritt zu dauerhaftem Frieden und zum Aufbau von Vertrauen“ machen könnte.
Raketenstarts und ein Atomtest Nordkoreas hatten vor wenigen Monaten die schwelenden Spannungen zwischen Seoul und Pjöngjang verschärft. Im Zuge des Konflikts kündigte Nordkorea den Waffenstillstandspakt auf, es drohte mit der Bombardierung Südkoreas und der USA, es kappte die Verbindungen am Grenzposten und brachte Mittelstreckenraketen in Stellung. Nordkoreas Diktator Kim Jong-un drehte beständig an der rhetorischen Spirale, ehe er ebenso unvermittelt, wie er den Konflikt angeheizt hatte, den Rückzug antrat.
Nach den hochkarätigen Direktgesprächen 2007 hatte Südkorea den Kontakt zum nördlichen Nachbarn eingefroren. Präsident Lee Myung-bak knüpfte damals die Hungerhilfe für den Norden an Konzessionen im Atomstreit.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2013)