Regierungskräfte erobern Industriestadt am Asowschen Meer. Drei Panzer aus Russland sollen in die Ukraine eingedrungen sein.
Kiew. „Die Operation begann um 4.50 Uhr. Sie verläuft nach Plan und ist erfolgreich.“ Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow verlautet stets in Stakkatosätzen über Facebook, wie es mit dem Militäreinsatz gegen die prorussischen Kräfte im Osten des Landes steht.
Bei der Operation handelt es sich in diesem Fall um die Rückeroberung der Industriestadt Mariupol am Asowschen Meer, ganz im Süden des Donbass. Berichten der Nachrichtenagentur Reuters zufolge nahmen ukrainische Kräfte das Stadtzentrum ein, auf dem Rathaus wehte die ukrainische Flagge. Mindestens fünf Rebellen und vier Soldaten seien getötet worden, hieß es. An der Operation nahmen Soldaten der Nationalgarde teil sowie Kämpfer der Bataillone Asow und Dnjepr, auf territorialer Basis gegründete proukrainische Selbstverteidigungseinheiten. Die Einfahrten zur Stadt werden offenbar von proukrainischen Straßensperren kontrolliert.
Mehr Kontrolle über die russisch-ukrainische Grenzregion fordert auch der Gouverneur von Dnjepropetrowsk, Igor Kolomojskij. Er ließ mit dem Vorschlag aufhorchen, die durchlässige Grenze zu Russland mithilfe eines Elektrozauns abzuriegeln. Die Regierungstruppen konzentrierten ihre Kräfte in den vergangenen Tagen darauf, die Kontrolle über die Grenze auszubauen, da befürchtet wird, dass Waffen und Kämpfer über den Landweg in die Ukraine gelangen.
Berichte über Panzer aus Russland
So hatte sich der ukrainische Präsident Petro Poroschenko am Donnerstag bei einem Telefonat mit Präsident Wladimir Putin über das angebliche Eindringen dreier russischer Panzer beschwert. Die USA und Deutschland zeigten sich am Freitag besorgt über die Berichte. Bestätigen sich die Angaben, wäre das „eine schwerwiegende und sehr besorgniserregende Entwicklung“, sagte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert.
Nach den Angaben Awakows haben regierungstreue Kräfte die Kontrolle über einen Grenzabschnitt von 120 Kilometern zurückgewonnen. Jedoch sei ein rund 184 Kilometer langer Streifen weiter in der Gewalt der Separatisten, räumte ein Sprecher der Grenztruppen ein. Die Grenze ist insgesamt knapp 2000 Kilometer lang. (ag./som)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2014)