Totgesagt wurde er schon oft. Nun ist der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro tatsächlich im Alter von 90 Jahren gestorben. Er regierte Kuba 47 Jahre lang.
Kubas "Maximo Lider" Fidel Castro hat vieles überlebt: die Wirtschaftsblockade der USA, zehn US-Präsidenten, das Ende der großen Schutzmacht Sowjetunion und angeblich mehr als 600 Attentatsversuche. Nun ist er am Freitagabend im Alter von 90 Jahren gestorben, wie sein Bruder und Staatspräsident Raúl Castro mitteilte. Die Leiche des Revolutionsführers solle verbrannt werden, das sei sein Wunsch gewesen. Ab sofort gilt eine neuntägige Staatstrauer: "Alle öffentlichen Aktivitäten und Veranstaltungen" würden ausgesetzt, hieß es. Am 4. Dezember werde Castro dann beigesetzt.
Fidel Castro regierte Kuba 47 Jahre lang. Auch nach seinem krankheitsbedingten Rückzug 2006 bestimmte er als graue Eminenz im Hintergrund die Geschicke der sozialistischen Karibikinsel mit. Geboren wurde Castro laut offizieller Biografie am 26. Juli 1926 in Biran im Osten Kubas. Schon als Kind empfand er die sozialen Verhältnisse auf der Insel als zutiefst ungerecht.
Als junger Rechtsanwalt nahm er den Kampf gegen den Diktator Fulgencio Batista auf. Bereits mit 27 Jahren war er von sich und seiner historischen Mission überzeugt. Im Jahr 1953 stand der junge Anwalt wegen eines Umsturzversuchs vor Gericht und schleuderte seinen Anklägern entgegen: "Die Geschichte wird mich freisprechen."
Der Überfall auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba am 26. Juli 1953, dem späteren kubanischen Nationalfeiertag, schlug fehl. Etliche Aufständische wurden gefangen genommen, gefoltert und ermordet. Castro wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt, 1955 aber im Zuge einer Generalamnestie freigelassen.
Guerillakampf in den Bergen
Die brutale Reaktion der Batista-Diktatur auf ihre Gegner brachte die Bevölkerung auf die Seite Castros. Im mexikanischen Exil bereitete er mit dem argentinischen Arzt Ernesto "Che" Guevara den Guerilla-Krieg gegen den Diktator vor. Im Dezember 1956 kehrte Castro an Bord der legendären "Granma" nach Kuba zurück und begann seinen Untergrundkampf.
Mit rund 80 Mitkämpfern begann er auf Kuba in den Bergen den Guerillakampf. Im Jänner 1959 zogen seine Truppen siegreich in Havanna ein.
Fidel Castro: Der Dauer-Revolutionär ist tot
Nach der Revolution verwirklichte Castro nach und nach seine politischen Vorstellungen: Wohnraum, Bildung und kostenlose Gesundheitsfürsorge für die gesamte Bevölkerung. Großgrundbesitzer und ausländische Firmen wurden enteignet, tausende "Konterrevolutionäre" aus dem Land gejagt.
Gegen Systemgegner und Dissidenten griff Castro hart durch: Sie wurden drangsaliert, aus dem Land getrieben oder eingesperrt. Mit seiner Landreform und der Verstaatlichung von Unternehmen machte sich Castro schnell die USA zum Feind, die die Insel mit einem Handelsembargo belegten.
Abhängig von der Sowjetunion
Hilfe fand Kuba bei der Sowjetunion, von der die Insel immer abhängiger wurde. Der Zusammenbruch des Ostblocks stürzte Kuba nach 1990 in eine schwere Wirtschaftskrise, die das kommunistischen System aber allen Unkenrufen zum Trotz überlebte. Der Not gehorchend rangen sich Fidel und sein Bruder Raúl Castro zu begrenzten marktwirtschaftlichen Reformen durch.
Mit seiner Unbeugsamkeit gegenüber Washington fand Castro aber in Lateinamerika auch über das linke Lager hinaus Anerkennung. Als sich der greise Revolutionsführer kurz vor seinem 80. Geburtstag einer schweren Operation unterziehen musste, gab er am 31. Juli 2006 seines Ämter zunächst provisorisch an seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Raúl ab. Mit der Neukonstituierung des Staatsrat 2008 übernahm Raúl dauerhaft die Führung des Landes.
Historische Aussöhnung skeptisch beäugt
Die historische Aussöhnung zwischen Kuba und den USA, die in der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen 2015 und dem Besuch von Präsident Barack Obama in Havanna im März 2016 gipfelte, verfolgte Fidel Castro mit unüberhörbarer Skepsis.
Auf dem Parteitag im April hielt Fidel Castro eine Art Abschiedsrede. "Bald werde ich wie alle anderen sein. Für jeden von uns kommt die Zeit", sagte er. Zugleich rief er dazu auf, die "Ideen der kubanischen Kommunisten" hochzuhalten. Die tausend Delegierten feierten ihn mit "Fidel, Fidel!"-Rufen.
Fidel Castro hatte mindestens sieben Kinder von mehreren Frauen, die genauen Angaben schwanken. Sein bekanntester Schlachtruf lautet: "socialismo o muertre" (Sozialismus oder Tod).
Der kubanische Revolutionsführer fand in Santiago de Cuba seine letzte Ruhe. Dort hatte 1953 die Revolution begonnen. Tausende erwiesen ihm die letzte Ehre.
Personenkult habe der kubanische Revolutionsführer immer abgelehnt, erklärte sein Bruder und Nachfolger Raul Castro bei der Trauerfeier in Santiago de Cuba.
Erst jetzt, nach Fidel Castros Tod, wird sich zeigen, was sein Bruder Raúl, seit 2006 Staatsoberhaupt, wirklich will und kann. Viel Zeit bleibt dem 85-Jährigen nicht mehr.
Das Land steht still: Neun Tage lang müssen die Kubaner Abschied von Fidel Castro nehmen. Trotz verordneter Trauer reagieren die Menschen nüchtern auf den Tod: Sie glauben nicht an den Beginn einer neuen Epoche.