Hinter dem Dossier, das angebliche sexuelle Eskapaden des künftigen US-Präsidenten dokumentiert, steckt offenbar ein früherer britischer Agent.
Wer steckt nun hinter dem pikanten, aber bisher unverifizierten, Geheimdossier über die Eskapaden des künftigen US-Präsidenten, das die Russen gegen Donald Trump verwenden könnten? Laut der "New York Times" und dem "Wall Street Journal" hat der Verfasser einen Namen: Es handle sich um den ehemaligen, britischen Geheimdienstler Christopher Steele - der möglicherweise sogar im Auftrag von Gegnern in Trumps eigener republikanischer Partei agiert haben könnte.
Demnach ist Steele Eigner der Londoner Firma Orbis Intelligence Limited, die für ihre Kunden Informationen sammelt. Er soll im US-Wahlkampf von Gegnern Trumps, republikanischen wie demokratischen, beauftragt worden sein, kompromittierendes Material gegen den Kandidaten Trump zu sammeln. Die "New York Times" spricht von einem reichen Spender für die republikanische Partei, der Eigner mit den Recherchen zu Trump beauftragte.
Das Dossier dokumentiert sexuelle Eskapaden Trumps in einem Moskauer Hotel. Sie sollen vom russischen Geheimdienst FSB gefilmt worden sein. Mit diesem "kompromat" (Russisch für kompromittierendes Material) sei Trump von Moskau erpressbar, heißt es in dem Papier. Allerdings: Laut "Wall Street Journal" haben die Zeitung und weitere Medien versucht, die Vorwürfe zu belegen und sind daran bislang gescheitert.
Geheimdienstchef sprach mit Trump
US-Geheimdienstdirektor James Clapper hat unterdessen mit dem künftigen Präsidenten Donald Trump über die Medienberichte über angeblich belastende russische Geheimdienstinformationen gesprochen. Er habe Trump am Mittwochabend seine "tiefe Bestürzung" über die Berichte zum Ausdruck gebracht, erklärte Clapper.
Er sei sich in dem Gespräch mit Trump einig gewesen, dass die Berichte "äußerst zerstörend und schädlich für unsere nationale Sicherheit" seien. Clapper geht davon aus, dass die Informationen nicht von den US-Geheimdiensten an die Medien weitergegeben wurden. Er habe Trump darüber informiert, "dass dieses Dokument kein Produkt der US-Geheimdienste ist und dass ich nicht glaube, dass die Veröffentlichungen aus dem Innern der Geheimdienste kamen", erklärte Clapper.
"Ein Haufen Müll"
Das umstrittene Papier soll schon länger in den USA kursieren, es wurde aber erst durch die Nachrichtenseite Buzzfeed am Dienstag öffentlich. Trump reagierte auf die Veröffentlichung mit einem Wutausbruch, erst auf Twitter, dann bei seiner Pressekonferenz am Mittwoch: Die Berichte seien "Fake News", "erfundenes Zeug". Trump dementierte: "Das ist nicht passiert."
Trump nutzte seine Pressekonferenz dennoch zu einer erneuten Attacke auf die Sicherheitsdienste der USA, die er für die Veröffentlichung verantwortlich hält: Er warf ihnen "Nazi-Methoden" vor. Sie hätten einen "letzten Schuss" vor dem Machtwechsel auf ihn abgegeben. In der Pressekonferenz nannte er das Bekanntwerden der Dokumente schändlich. Das Newsportal Buzzfeed nannte Trump, einen "Haufen Müll". Die Sicherheitsdienste arbeiteten gegen ihn, wie einst in "Nazi-Deutschland".
>>> zum New York Times Artikel: https://www.nytimes.com/2017/01/11/us/politics/donald-trump-russia-intelligence.html?hp&action=click&pgtype=Homepage&clickSource=story-heading&module=a-lede-package-region®ion=top-news&WT.nav=top-news
(red./APA)