US-Präsident

Welche Stars zu Trumps Angelobung kommen wollen – und welche nicht

January 15 2017 Washington DC U S The Capitol Building in Washington DC seen early one morni
January 15 2017 Washington DC U S The Capitol Building in Washington DC seen early one morni(c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
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Zur Amtseinführung des künftigen US-Präsidenten hagelt es Absagen. Die prominenteste kam von Elton John. Nun muss sich Trump mit einem Chor und Country-Stars begnügen.

Wenn Barack Obama eine Party schmeißt, kommen sie alle: die Crème de la crème der Filmbranche, weltberühmte Popstars, Musik-Legenden, Talkmaster, Comedians, Spitzensportler. Selbst die erfolgreichsten Prominenten lassen sich nicht zweimal bitten, wenn der als kultiviert geltende US-Präsident mit seiner Frau Michelle ins Weiße Haus einlädt.

Sobald Nachfolger Donald Trump mit Frau Melania am Freitag an der 1600 Pennsylvania Avenue in Washington vorfährt, brechen für Hollywood und die Stars der Musikwelt andere Zeiten an.

Wie tief die Gräben zwischen dem Republikaner und der vorwiegend linksliberal eingestellten Kunstwelt der USA ist, zeigt schon Trumps Suche nach Stars für seine Vereidigungszeremonie. Die peinlichste Absage kam von Elton John: Nachdem ein Mitarbeiter Trumps in einer BBC-Sendung erklärt hatte, dass der britische Sänger auftreten würde, reagierte dessen Sprecher mit einem entschiedenen Dementi. Auch die Beach Boys, die Dixie Chicks, die britische Sängerin Rebecca Ferguson und der italienische Tenor Andrea Bocelli waren nach Medienberichten nicht für die Feierlichkeiten vor dem Kapitol zu gewinnen.

"Es ist kein Sommer-Jam"

Der Gedanke an einen Auftritt für Trump scheint für manche Musiker sogar komplett aberwitzig zu sein. "Hahahahaha, wartet, Hahahaha, wirklich?", schrieb DJ Moby auf Instagram, als ein Booking-Agent ihn im Auftrag Trumps kontaktiert hatte. "Ich lache immer noch." So einen Auftritt würde er höchstens in Betracht ziehen, wenn Trump im Gegenzug seine Steuererklärung veröffentlichen würde. Broadway-Sängerin Jennifer Holliday sagte erst zu - und dann nach lautstarker Kritik ihrer Fans wieder ab. Ihr sei ein "Fehler in der Beurteilung" unterlaufen.

Trump lässt das zumindest äußerlich kalt. "Ich will die Menschen!", twitterte er im Dezember nach der Behauptung, dass "A-Promis" sich alle um Tickets zur Vereidigung bemühten. "Das ist nicht Woodstock. Es ist kein Sommer-Jam. Es ist kein Konzert", pflichtete ihm der für die Vereidigung zuständige Sprecher Boris Epshteyn gegenüber CNN bei.

Das Problem ist nur: Obama hatte schon 2008 das Gegenteil bewiesen. Der damalige Hoffnungsträger holte etwa die Schauspieler Forest Whitaker, Denzel Washington, Tom Hanks und Samuel L. Jackson auf die Bühne. Und mit Auftritten von Bruce Springsteen, Jon Bon Jovi, U2, John Legend und Beyoncé zeigte er, dass die von Millionen verfolgte Zeremonie in Washington feierlich und eine Party zugleich sein kann.

Stars trauern um Obama-Ära

Nun brechen andere Zeiten an und Hollywood nimmt Abschied von Obama. "Wir werden Dich vermissen", schrieb Schauspielerin Sharon Stone nach Obamas Abschiedsrede in Chicago. Bei Obamas Rede sei ihm bewusst geworden, wie "sehr, sehr tief wir sinken" werden, schrieb der aus der Serie "Star Trek" bekannte George Takei, und weiter: "Lebewohl, O Captain mein Captain! Möge der Himmel uns schützen." Talkmasterin Ellen DeGeneres ließ Obama auf Twitter wissen: "Ich liebe Dich mehr, als ich auf Twitter Platz habe, um es zu beschrieben."

Unterhaltungsindustrie macht 771 Mrd. Dollar Umsatz

771 Milliarden Dollar (725 Milliarden Euro) könnte der Umsatz der Medien- und Unterhaltungsindustrie der USA im Jahr 2019 betragen, schätzt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers. Da Film, Fernsehen, Radio, Musik- und Buchveröffentlichungen sowie Videospiele aber zum Großteil aus der Privatwirtschaft finanziert werden, dürfte Trumps Einfluss auf die Branche überschaubar bleiben. Aber die Konfrontation zwischen ihm und Hollywood ist spätestens seit Meryl Streeps Brandrede gegen ihn und seinem Gegenangriff auf Twitter in vollem Gang.

Wirkliche Stars sind auch Tage vor Trumps Vereidigung nicht in Sicht. Die Nationalhymne soll laut "New York Times" Jackie Evancho singen, die bei der Casting-Show "America's Got Talent" 2010 den zweiten Platz holte. Sonst im Programm: Die Tänzerinnen The Rockettes, die vor allem zu Weihnachten in New York ihre Beine in die Höhe schmeißen und bei denen die Pläne für ihren Auftritt zu internen Streitigkeiten geführt haben. Und dann wäre da noch der Mormon Tabernacle Choir, ein 360 Männer und Frauen zählender religiöser Chor aus Utah. Mindestens ein Mitglied ist wegen des Trump-Auftritts bereits ausgetreten.

Rapper Ice-T scherzte, dass ihn Trumps Leute ebenfalls um einen Auftritt gebeten hätte. Zu dem Anruf (den es nie gab), schrieb er: "Ich bin nicht rangegangen und habe die Nummer blockiert."

Die Künstler, welche auftreten sollen, im Überblick:

(Quelle: CNN)

Talladega Marching Tornado

Der Auftritt der Marching Band des Talladega Colleges ist überraschend, denn die Hochschule ist das älteste private schwarze College von Alabama. Gegründet wurde es 1865 von befreiten Sklaven, zudem gilt es als liberal. Das marschierende Blasorchester gibt es erst seit 2012. Um die Reise zur Angelobung zu finanzieren, hat die Band eine Fundraiser-Kampagne gestartet. Sie nahm weit mehr als die angepeilten 75.000 Dollar ein, nämlich mehr als 312.000 Dollar. Mit dem überschüssigen Geld sollen neue Instrumente angekauft werden.

The Rockettes

Die Tanztruppe aus New York dürfte wohl nicht vollständig erscheinen, weil das Management den Tänzerinnen die Teilnahme freigestellt hat. 

The Mormon Tabernacle Choir

Der Mormonenchor ist berühmt und hat bereits mit einigen der bedeutendsten Orchestern der Welt Aufnahmen eingespielt. Seit 1929 gibt es jeden Sonntag eine Radiosendung mit dem Kirchenchor. Der 360 Männer und Frauen starke Chor trat schon bei mehreren Amtseinführungen auf, zuletzt bei George W. Bush 2001. Zumindest ein Mitglied hat den Chor jüngst verlassen, weil e nicht für Trump singen wollte.

Jackie Evancho

Die 16-Jährige singt die Nationalhymne. Evancho wurde bereits als Zehnjährige als Teilnehmerin der US-Castingshow "America’s Got Talent" bekannt, wo sie bis ins Halbfinale kam. Sie wurde auch als Nachwuchs-Sopranistin gefeiert, hat sich zuletzt aber eher Popmusik zugewandt.

Am Tag vor der Angelobung:

Toby Keith und Lee Greenwood

Die Country-Stars treten beim Konzert am Lincoln Memorial auf. Keiths meistgesehene Songs auf YouTube heißen "A Little Too Late", "Should've Been a Cowboy", "Hope On The Rocks" und "Get Drunk And Be Somebody". Er gehört "Forbes" zufolge zu den bestbezahlte Musikern. Mit dem Waffenverbot in seinem Restaurant  "Toby Keith's I Love This Bar & Grill" in Woodbridge bei Washington sorgte er für Unmut seiner Fans.

Greenwood ist heute weniger bekannt. Der Country-Sänger, langjähriges Mitglied der Republikaner, war allerdings in den Achtziger Jahren mit Songs wie "Somebody's Gonna Love You" und "Going, Going, Going" erfolgreich.

3 Doors Down

Die Rockband aus Mississippi ist auch schon am Nova Rock aufgetreten. Im vergangenen Jahr musste die Band einen Verlust verschmerzen: Gründungsmitglied Matt Roberts starb mit 38 Jahren an einer Medikamenten-Überdosis. Er hatte die Band 2012 verlassen und war durch Chet Roberts ersetzt worden. Bekannt ist die Band auch für ihren Patriotismus. Ihr Song "Citizen/Soldier" wurde als Werbesong für die US-Nationalgarde geschrieben. 

(APA/dpa (Johannes Schmitt-Tegge)/Red.)

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