Der gambische Langzeitpräsident Yahya Jammeh, seit 1994 durch einen Putsch an der Macht, wollte sein Amt nicht abgeben.
Banjul. Wochenlang hat die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas einen friedlichen Machtwechsel in Gambia gefordert – nun ist sie offenbar auch darauf vorbereitet, eine Amtsübergabe militärisch zu erzwingen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Dienstag, ein entsprechender Einsatz sei in Planung. Mehrere westafrikanische Staaten, darunter Nigeria, seien bereit, sich mit Truppen an der Intervention zu beteiligen. Reuters beruft sich auf einen ranghohen Militär aus Nigeria.
Der gambische Langzeitpräsident Yahya Jammeh, seit 1994 durch einen Putsch an der Macht, hat die Präsidentenwahl am 1. Dezember gegen den Oppositionskandidaten Adama Barrow verloren. Morgen, Donnerstag, soll Barrow vereidigt werden. Doch Jammeh weigert sich bisher strikt, das Amt zu übergeben.
Alle Vermittlungsversuche derEcowas sind gescheitert. Barrow selbst weilt seit Sonntag aus Sicherheitsgründen (und auf den Rat von Liberias Präsidentin, Ellen Johnson Sirleaf) in Gambias Nachbarland Senegal und soll erst am Donnerstag mit einer Eskorte zur Vereidigung in die gambische Hauptstadt, Banjul, geflogen werden.
Flucht in den Senegal
Aus Angst vor einem Blutvergießen haben Tausende Zivilisten das Land bereits in Richtung Senegal verlassen. Auch Jammeh selbst ist zunehmend isoliert: Am Dienstag traten vier Minister (für Äußeres, Finanzen, Handel und Umwelt) zurück und flohen in den Senegal. Sie folgten dem Beispiel der Minister für Kommunikation und Sport, die sich vergangene Woche abgesetzt hatten.
Armeechef Ousman Badjie hat Jammeh dagegen seine Unterstützung zugesagt. Wie am Dienstag bekannt wurde, wurden ein Journalist aus Schweden und ein Team des chinesischen Senders CCTV des Landes verwiesen. (raa)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2017)