Trump lässt sich als Präsident für alle feiern

Trump und Melania vor dem Lincoln-Memorial.
Trump und Melania vor dem Lincoln-Memorial.(c) REUTERS (� Jonathan Ernst / Reuters)
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Pompös starteten die Feierlichkeiten zur Amtsübergabe in Washington. Während sich Donald Trump vor seinen Anhängern versöhnlich zeigte, versammelten sich Tausende zu Demonstrationen.

Nach acht Jahren Amtszeit von Barack Obama, beginnt heute eine neue Ära: Donald Trump wird als 45. Präsident der Vereinigten Staaten angelobt. Seine Inauguration polarisiert: Nur 40 Prozent der US-Bürger haben laut Umfragen einen guten Eindruck von dem künftigen Präsidenten. So werden sich einerseits schon in der Früh Massen von Trump-Anhängern in der Hauptstadt Washington einfinden, um seinem Ablegen des Amtseides um kurz vor 18.00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit beizuwohnen. Ebenfalls Hunderttausende Menschen aber wollen dagegen demonstrieren. 

Höchst symbolträchtig vor dem Washingtoner Denkmal von Abraham Lincoln kündigte Trump am Donnerstagabend an, als Präsident der USA das gespaltene Land wieder zusammenbringen zu wollen. "Wir werden Amerika für alle Amerikaner groß machen, für jedermann", sagte Trump. Tausende Anhänger waren von weither angereist, um an den "Willkommensfeierlichkeiten" teilzunehmen. "Wie so viele hier bin ich stolz, Amerikaner zu sein und das Land wieder groß zu machen", rief ein Trump-Fan.

Mit T-Shirts und Baseballkappen mit der Aufschrift "Make America Great Again" begrüßten sie den künftigen Präsidenten in Sprechchören. Nachdem Trump mit seiner Familie bei dem Konzert eingetroffen war, sang er bei einem patriotischen Lied lautstark und fröhlich mit. Ein Feuerwerk, das vor der Untermalung der US-Hymne die Buchstaben "U-S-A" in den Himmel schrieb, lieferte den krönenden Abschluss der Feierlichkeiten.

Trump mit seiner Familie.
Trump mit seiner Familie.(c) REUTERS (� Mike Segar / Reuters)

"Werde hart arbeiten"

"Diese Reise hat vor 18 Monaten begonnen", sagte Trump vor der begeisterten Menge. "Ich bin nur der Botschafter. Ich liebe Euch." Es habe eine Bewegung begonnen, wie es sie auf der Welt noch nicht gegeben habe, sagte Trump. Man wolle nun echten Wandel im Land. Erneut machte der New Yorker Milliardär in Auftreten und Aussagen starke Anleihen an seinen Wahlkampf. Er wiederholte seine Slogans zu Jobs, der Mauer nach Mexiko, zu den Themen Handel und Militär. "Ich verspreche, dass ich hart arbeiten werde", sagte Trump.

Der Schauspieler Jon Voight hatte zuvor in einer kurzen Ansprache vor dem Lincoln-Memorial mit schweren Anschuldigungen an Trump-Gegner irritiert. Ihnen und den Medien warf er ein Sperrfeuer der Propaganda vor - aber Gott habe alle Gebete der Trump-Anhänger erhört. Am Nachmittag hatte Trump einen Kranz auf dem Soldatenfriedhof in Arlington niedergelegt. Vizepräsident Mike Pence war an seiner Seite. Nach einem Empfang verbrachte Trump die Nacht im Blair House, dem offiziellen Gästehaus des US-Präsidenten gegenüber dem Weißen Haus.

Schwur auf Bibel von Abraham Lincoln

Trump beginnt den offiziellen Teil des Tages am Freitag mit einem Gottesdienst, danach empfangen Barack und Michelle Obama das Ehepaar Trump im Weißen Haus. Am Kapitol beginnen währenddessen die Feierlichkeiten, zu denen insgesamt zwischen 700.000 und 900.000 Menschen erwartet werden.

Trump wird den Amtseid vor dem Obersten Verfassungsrichter der USA ablegen, John Roberts. Er wird auf zwei Bibeln schwören: auf seine eigene und - wie Obama - auf die des früheren US-Präsidenten Abraham Lincoln. Im Anschluss verlassen die Obamas die Stadt. Eine Parade führt Trump dann vom Kapitol zum Weißen Haus. Der offizielle Teil des Tages endet für den neuen Präsidenten mit dem Besuch dreier Bälle.

Trumps Pressesprecher kündigte eine "sehr persönliche" Antrittsrede mit seiner "Vision für das Land" an. Trump wolle über die Herausforderungen für das Land und insbesondere dessen Mittelschicht sprechen, sagte Sean Spicer. Dabei werde es dem neuen Präsidenten aber nicht in erster Linie darum gehen, seine politische Agenda zu erläutern. Vielmehr werde es sich um eine "mehr philosophische" Rede handeln. Trump wolle seine "Vision" von der angemessenen Rolle des Staates sowie der Rolle der Bürger schildern. (>>> Zum Zeitplan)

Sorge vor Zusammenstößen

Im Vorfeld der Angelobung gab es erhebliche Verwerfungen. Zahlreiche Künstler weigerten sich, bei der Zeremonie aufzutreten. In Kirchen und gesellschaftlichen Organisationen wie den "Girl's Scouts" entbrannten Diskussion, ob es vertretbar sei, an den Feierlichkeiten teilzunehmen oder sie zu unterstützen.

In der schwer gesicherten Hauptstadt Washington sind für Freitag mehrere Demonstrationen geplant. Die Polizei ist mit 28.000 Männern und Frauen im Einsatz, Absperrungen säumen die Straßen im Zentrum Washingtons auf einer Länge von rund acht Kilometern. Zudem werden zahlreiche Straßensperren errichtet und mit Sand beladene Lastwagen als Barrikaden zum Schutz vor Anschlägen aufgestellt.

Die wichtigste Aufgabe der Sicherheitskräfte werde es sein, Zusammenstöße zwischen Trump-Anhängern und Gegnern zu verhindern, sagte der scheidende Heimatschutzminister Jeh Johnson dem Sender MSNBC. "Unsere Sorge ist, dass sie sich nicht gut miteinander vertragen, wenn sie aufeinanderprallen."

Den Höhepunkt der Proteste wird es aber am Samstag geben. Zum "Marsch der Frauen" haben sich den Organisatorinnen zufolge 250.000 Menschen angemeldet. Sie wollen ihren Unmut über abfällige Äußerungen Trumps gegenüber Frauen zum Ausdruck bringen.

Demonstrationen mit Starbesetzung

Bereits am Donnerstag versammelten sich mehrere Tausend zu Protesten gegen Trump. In New York demonstrierten die Trump-Gegner gemeinsam mit Stars wie Alec Baldwin und Robert De Niro. Auch New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio, die Popsängerin Cher und der Regisseur Michael Moore waren gekommen. "Trump ist ein schlechtes Beispiel für dieses Land, für diese Stadt", sagte Schauspieler De Niro von einer Bühne zu den Demonstranten. Auch die Schauspieler Mark Ruffalo und Julianne Moore waren unter den Demonstranten.

Anti-Trump-Proteste in New York.
Anti-Trump-Proteste in New York.APA/AFP/BRYAN R. SMITH

Der Immobilienunternehmer Trump war im Sommer 2015 in den Wahlkampf eingestiegen. Als Lachnummer gestartet, dominierte er trotz Dauerkritik Debatten und Vorwahlen und wurde schließlich im Sommer 2016 Kandidat. Gegen alle Erwartungen setzte Trump sich bei der Wahl am 8. November gegen die Demokratin Hillary Clinton durch.

Trump hat noch nie ein politisches Amt bekleidet. Seine Anhänger versprechen sich von ihm neue Jobs, eine Rückbesinnung auf Amerika und eine radikale Abkehr von der Agenda Barack Obamas. Gegner und Kritiker fürchten Trumps Naturell, Haltung und Einstellungen.

(APA/dpa/Reuters)

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