Die deutsche Verteidigungsministerin richtet dem US-Präsidenten aus, die Nato sei kein Deal. Vertrauen sei nicht käuflich. Man sei aber bereit für Modernisierungen.
Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat den neuen US-Präsidenten Donald Trump wegen scharfer Töne in seiner Antrittsrede kritisiert. "Das waren harsche Worte, nicht nur für die Ohren der Weltgemeinschaft", sondern auch für die dabei anwesenden ehemaligen US-Präsidenten, sagte von der Leyen dem Düsseldorfer "Handelsblatt" (Montagsausgabe).
Diese seien jedoch "ebenso vom Volk gewählt" worden wie Trump. Von der Leyen warnte Trump vor einem Abrücken von den bisherigen Grundlagen der westlichen Allianz. "Die Nato ist kein Deal, Vertrauen nicht käuflich", sagte sie dem "Handelsblatt". Ein Ende der transatlantischen Freundschaft erwartet die Ministerin jedoch nach eigenen Angaben nicht: "Der Ton wird rauer, aber die gewachsenen Beziehungen zu Amerika sind stark." Es gebe Millionen Freundschaften zwischen Amerikanern und Europäern, die weiter bestehen blieben und in denen die gemeinsamen Werte weiter geteilt würden.
Stabilisierung Afrikas als Verantwortung der Europäer
Zugleich bot die Ministerin der neuen US-Regierung Entgegenkommen an. Die Europäer seien bereit, die Nato zu modernisieren und die Lasten fair zu verteilen, sagte sie dem Blatt zufolge. Für die Stabilisierung der Staaten Afrikas etwa seien eindeutig die Europäer in der Verantwortung, nicht die Nato. Sie begrüßte, dass sich der neue US-Verteidigungsminister James Mattis vor dem US-Kongress klar zur Nato bekannt habe.
Auch im Verhältnis zu Russland hofft von der Leyen demnach auf eine Einbindung Trumps durch Republikaner im US-Kongress. Diese hätten "eine sehr klare Haltung zu Russland" und wollten ebenso wie die Europäer, dass auch im Umgang Russlands mit der Ukraine das Völkerrecht gelte. "Es wird interessant sein, was sich in der amerikanischen Politik durchsetzt", sagte die Ministerin. Trump hat eine Wiederannäherung im Verhältnis zu Russland angekündigt, was in Nato-Staaten teilweise Besorgnis auslöste.
Trump war am Freitag als 45. Präsident der USA vereidigt worden. Seine Antrittsrede hatte er zu einer Abrechnung mit seinen Amtsvorgängern genutzt und einen "Wiederaufbau" des Landes angekündigt.
(APA/AFP)