Irakische Armee meldete vorschnell Erfolg in Ost-Mossul

Irakische Patrouille im nördlichen, rückeroberten Teil von Mossul.
Irakische Patrouille im nördlichen, rückeroberten Teil von Mossul.(c) APA/AFP/AHMAD AL-RUBAYE (AHMAD AL-RUBAYE)
  • Drucken

Im Nordosten Mossuls kämpfen am Tigris-Ufer noch einige Jihadisten um die IS-Hochburg des Iraks. Premier Abadi ordnete Ermittlungen wegen Menschenrechtsverletzungen an.

Das irakische Verteidigungsministerium hat am Montag in Bagdad die komplette Eroberung Ost-Mossuls verkündet - kurz darauf die Meldung aber zurückgezogen. Die Mitteilung sei vorschnell veröffentlicht worden, sagte Sprecher Laith Mohamed Abdel Wahab. IS-Jihadisten seien noch in einigen wenigen Gebieten im Nordosten der Stadt präsent.

Die Brigaden der 9. und 16. Armee seien noch in heftige Kämpfe mit dem IS im Bezirk Rashidiya verwickelt, während irakische Truppen die Umgebung sicherten und immer wieder mit vereinzelten Jihadisten in Gefechte verwickelt worden seien, meldete das irakische Verteidigungsministerium laut dem Nachrichtensender Al-Jazeera. Armeekreisen zufolge soll der IS noch immer im Waldgebiet am Ufer des Tigris präsent sein.

Die irakische Armee und mit ihnen verbündete Milizen und kurdische Kämpfer hatten die Offensive auf Mossul Mitte Oktober aus mehreren Richtungen begonnen und die Großstadt schnell eingekreist. Unterstützt werden die Kämpfer von Luftangriffen der US-geführten internationalen Koalition sowie hinter der Front von Hunderten Militärberatern. Rund 100.000 irakische Soldaten, schiitische Milizen und kurdische Kämpfer sind an der Offensive beteiligt. Mossul ist die letzte Bastion des IS im Irak.

Die Terrormiliz setzt im Kampf gegen die Angreifer vor allem Selbstmordattentäter und Scharfschützen ein und leistete damit heftigen Widerstand. Nach schweren Verlusten kam die Offensive der Regierung und verbündeter Kräfte im Dezember erstmals weitgehend zum Erliegen. Nach einer Umgruppierung der Truppen kam der Vormarsch allerdings wieder in Gang.

3300 getötete Jihadisten

Im westlichen Teil von Mossul leben noch geschätzte 750.000 Personen. Über 160.000 Menschen sind laut den Vereinten Nationen seit Start der Offensive zur Befreiung der Stadt vertrieben worden. Die irakische Armee schätzt laut der Nachrichtenagentur Reuters die Zahl der IS-Jihadisten in der Stadt auf 5000 bis 6000 zu Beginn der Operation, von denen seien 3300 bei den bisherigen Kämpfen getötet worden.

Am Freitag sprengten die Jihadisten das bekannte "The Mosul Hotel" am Tigrisufer im Westen der Stadt um zu verhindern, dass die Armee dieses als Basis für Scharfschützen nützt. Das staatliche irakische Fernsehen meldete, dass die Armee südlich von Mossul mehrere Brücken errichtet habe um den Vormarsch Richtung West-Mossul voranzutreiben.

Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen

Iraks Ministerpräsident Haider al-Abadi ordnete indes eine Untersuchung an, um Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen bei der Rückeroberung von Mossul aufzuklären. Die Befehlshaber müssten sicherstellen, dass es während der Militäraktionen nicht zu Misshandlungen komme, erklärte Al-Abadi am Montag.

Die Untersuchung soll klären, ob die Streitkräfte und mit ihnen verbündete Schiitenmilizen Zivilisten entführt und misshandelt haben. Ausgelöst wurde die Anordnung durch Aufnahmen, die in sozialen Medien zirkulierten und die der Sender Al-Jazeera am Samstag ausstrahlte. Auf den Bildern soll zu sehen sein, wie Polizeioffiziere in einem Stadtbezirk, der von der Islamisten-Miliz IS zurückerobert wurde, drei unbewaffnete Männer hinrichten.

Amnesty International hatte bereits Anfang Jänner den sogenannten Volksmobilisierungseinheiten systematische Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Darunter seien unter anderem Folter und die rechtswidrige Tötung von Sunniten. Die Milizen wurden 2014 gegründet und vom Iran ausgebildet, um sich am Kampf gegen den IS zu beteiligen. Im vergangenen Jahr wurden sie in die Armee eingegliedert.

(APA/AFP/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.