Tschechiens Präsident Zeman, Fan des neuen US-Präsidenten, rechnet mit einer Einladung ins Weiße Haus. Der Hintergrund ist auch ein familiärer: Trumps Ex-Frau Ivana kommt aus Tschechien. Wird sie US-Botschafterin?
Washington/Prag. Alle Welt regt sich auf über den neuen US-Präsidenten, Donald Trump. Tschechien allerdings kriegt sich vor Freude kaum noch ein. Namentlich Präsident Miloš Zeman hofft nun auf höchste Weihen: Er rechnet mit einer raschen Einladung ins Weiße Haus (die ihm unter Obama verwehrt blieb) oder einem Besuch des neuen US-Präsidenten an der Moldau. Der Grund ist ein familiärer: Trumps erste Ex-Frau, Ivana, stammt aus dem ostmährischen Zlin. 1977 heiratete das Model den Immobilienmilliardär und zog zu ihm in die USA. Die heute 67-jährige Ivana erzählte im Prager Fernsehen, wie sie den Milliardär kennengelernt hatte: „Ich sagte zu meinen Freundinnen: ,Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute ist, wir werden hier schnell einen Tisch haben. Die schlechte ist, dieser Gentleman wird wohl bei uns sitzen wollen.‘“ Der Gentleman war Trump. Er hat später einige Male Zlin besucht, zuletzt 1990 zur Beerdigung seines Schwiegervaters. Damals hieß es, dass mit dem Besuch des Vorzeigekapitalisten in der Tschechoslowakei der Eiserne Vorhang endgültig gefallen sei. 1992 wurde die Ehe geschieden. Ivana Trump sagte damals, sie habe sich verändert. Sie wolle nicht mehr an der Seite eines so dominanten Mannes stehen.
Die drei gemeinsamen Kinder, darunter Ivanka Trump, haben eine enge Beziehung zur Heimat ihrer Mutter, sie waren dort oft ganze Sommer über zu Besuch bei den Großeltern. Eric Trump erzählt zum Beispiel, dass ihn seine Aufenthalte in der Tschechoslowakei Bescheidenheit gelehrt hätten. Donald Trump junior spricht fließend Tschechisch. Da die einstigen Eheleute nach wie vor ein gutes Verhältnis zueinander haben sollen, wurde nach Trumps Wahlsieg über den Botschafterposten in Prag für Ivana gesprochen. Völlig aus dem Häuschen geriet darüber Präsident Zeman, der zum scheidenden US-Botschafter ein äußerst gespanntes Verhältnis hatte.
Zeman steht Trump äußerst positiv gegenüber, auch wegen dessen Positionen zur Migration und zum islamistischen Terror. Er war einer der wenigen europäischen Politiker, die Trump offen im Wahlkampf unterstützt hatten. Die Begeisterung für dessen Sieg war aus Zemans Glückwunsch-Mail zu erkennen: „Man hat mich schon als tschechischen Donald Trump bezeichnet. Ich empfinde das aber nicht als Beleidigung, sondern als Auszeichnung.“
Wie für Trump sind auch für Zeman Journalisten „Leute aus der Jauchegrube“. Sein Sprecher zeiht die Medienvertreter nahezu täglich und just über Twitter der Idiotie. Da könnte Trump womöglich sogar noch etwas vom tschechischen Pendant lernen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2017)