Trump-Berater: Deutsche beuten Partner aus

Peter Navarro.
Peter Navarro.(c) imago/ZUMA Press
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Für Handelsberater Navarro verhilft ein „extrem unterbewerteter“ Euro Deutschland zu unfairen Praktiken. Bei den US-Konzernen formiert sich breiterer Widerstand gegen Trumps Pläne.

Wien/Washington. Es ist gekommen, wie es viele befürchtet haben: Schon im Wahlkampf schoss Donald Trump aus allen Rohren gegen „unfaire“ Exporterfolge Chinas. Nun nimmt er Deutschland mit seinen ähnlich hohen Überschüssen ins Visier – wenn auch vorerst nur über seinen obersten Berater in Handelsfragen. Peter Navarro wirft den Deutschen in der „Financial Times“ vor, ihre Partner inner- und außerhalb der EU durch einen „extrem unterbewerteten“ Euro „auszubeuten“. Die Gemeinschaftswährung sei nur eine „implizite D-Mark“. Das passt ins Europa-Bild des neuen US-Präsidenten, der die EU als „Vehikel für Deutschland“ sieht. Angela Merkel kontert gelassen. Die EZB mache unabhängige Geldpolitik, auf die „wir keinen Einfluss nehmen“, erklärte die deutsche Kanzlerin. Daran „kann und will ich auch gar nichts ändern“. Deutsche Firmen bemühten sich, mit fairem Wettbewerb auf dem Weltmarkt zu bestehen.

Auch Ford geht aus der Deckung

In den USA selbst hat sich nun breiterer Widerstand gegen Trumps Einreiseverbot für Menschen aus sieben muslimischen Ländern formiert. Nachdem am Wochenende fast ausschließlich Tech-Konzerne aus dem Silicon Valley das Dekret kritisierten, wagen sich mittlerweile doch auch einige Topmanager anderer Branchen aus der Deckung – wie die Chefs von Coca-Cola, Starbucks und des weltgrößten Vermögensverwalters, Blackrock. Sogar der Autobauer Ford, der Trumps Attacken (wegen einiger Fabriken in Mexiko) monatelang über sich ergehen ließ, schlägt plötzlich andere Töne an: Respekt und Vielfalt seien „Grundwerte unseres Unternehmens“, und „darum unterstützen wir diese Politik nicht“, schrieb die Konzernführung an die Belegschaft. Fast wortgleich tönt die Kritik von Lloyd Blankfein. Dass sich auch der Chef von Goldman Sachs gegen ihn wendet, müsste Trump eigentlich peinlich berühren. Immerhin hat er vier ehemalige Manager der mächtigen Investmentbank in seine Regierung geholt.

Bei ihrer Kritik gegen das Einreiseverbot fühlen sich die Wirtschaftsgrößen genötigt, öffentlich Stellung zu beziehen, um betroffene Mitarbeiter in Schutz zu nehmen. In Sachen Importzölle wählen viele Firmen eine andere Strategie: Statt den Präsidenten öffentlich zu kritisieren, versuchen sie, republikanische Abgeordnete von den Gefahren seines Planes zu überzeugen. Denn das Ende des Freihandels lässt sich nicht dekretieren: Zölle sind als Einnahmen des Staates vom Repräsentantenhaus zu beschließen.

Toyota etwa mobilisiert dagegen seine Autohändler. Ihr Hauptargument: Wenn sich Zulieferteile aus dem Ausland verteuern, steigen auch die Preise der in den USA produzierten Autos. Damit drohe Absatzeinbruch. Die Folge: nicht mehr, sondern weniger Jobs. Navarro freilich lassen solche Warnungen kalt. Der Trump-Einflüsterer will die Produktion möglichst aller Teile heim in die USA schaffen, also die internationale Wertschöpfungskette aufbrechen – womit die neue US-Führung immer stärker an einem der Grundpfeiler der modernen Wirtschaftsordnung rüttelt. (gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2017)

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