Die Rechtspopulistin stellte in Lyon ihr Wahlprogramm vor und verspricht, „Frankreich in fünf Jahren wieder in Ordnung zu bringen“.
Paris. Mit schrillen Tönen gegen Einwanderung und die Europäische Union hat die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen ihre Kampagne für die Präsidentschaftswahl begonnen. Die EU sei ein Fehlschlag und habe Frankreich entmündigt, sagte die Chefin des Front National am Sonntag bei einer Rede in Lyon. Im Zentrum ihres Wahlprogramms stehen ein Referendum über einen Austritt Frankreichs aus der EU (Frexit) und ein Rückzug Frankreichs aus dem militärischen Kommando der Nato. Frankreich dürfe nicht in Kriege hineingezogen werden, die nicht die seinen seien.
Le Pens Programm verspricht, „Frankreich in fünf Jahren wieder in Ordnung zu bringen“. Dazu will der Front National eine massive Verstärkung der Sicherheitskräfte, einen Austritt aus der Schengen-Zone und die Wiedereinführung einer französischen Währung. Priorität hat aber ein Referendum nach britischem Vorbild über die EU-Mitgliedschaft.
Gegenkundgebung Macrons
„Das französische Volk teilt unsere Vision: den Patriotismus und die Verteidigung unserer Zivilisation“, sagte Le Pen im Vorfeld. Frankreich stehe an einem Scheideweg. „Die Menschen laufen Gefahr, schon morgen unser Land nicht mehr wiederzuerkennen.“ Sie warnte vor zwei „totalitären Ideologien“: der Globalisierung und dem islamischen Fundamentalismus.
Ihr möglicher Gegenkandidat in einer Stichwahl, Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron, hielt am Samstagabend just in Lyon eine Kundgebung vor 8000 Zusehern ab. Weitere Tausende verfolgten seine Rede auf Großleinwänden vor der Halle. Der 39-jährige sozialliberale Hoffnungsträger präsentierte sich als frische Alternative zu den Vertretern der großen Parteien. Er stellte sich als einziger Kandidat dar, der in der Lage sei, die Spaltung der Politik in links und rechts zu überwinden – und trat entschieden gegen Marine Le Pen auf. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2017)