Das südkoreanische Verteidigungsministerium bezeichnet den Test als eine "Provokation", mit der die Reaktion der neuen US-Regierung getestet werden solle.
Trotz Mahnungen und Verboten der Vereinten Nationen hat Nordkorea nach südkoreanischen Angaben erneut eine ballistische Rakete getestet. Das Geschoß sei Sonntag früh von einem Stützpunkt im Westen des Landes ins Japanische Meer abgefeuert worden, teilte das Verteidigungsministerium in Seoul mit.
Der Generalstab der südkoreanischen Armee warf dem Nachbarland am Sonntag vor, mit dem Raketenstart gegen UNO-Resolutionen verstoßen und eine Demonstration der Stärke gegenüber der neuen US-Regierung von Präsident Donald Trump unternommen zu haben. Die Rakete sei etwa 500 Kilometer weit in Richtung Japanisches Meer (Ostmeer) geflogen. Dort sei sie ins Wasser gestürzt.
Nordkorea unternahm den Test zu einem Zeitpunkt, als der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe zu Gesprächen mit Trump die USA besuchte. Abe verurteilte das Verhalten Nordkoreas. Der Test sei nicht zu tolerieren, erklärte er am Samstagabend (Ortszeit) bei einem gemeinsamen Auftritt mit Trump.
"Amerika stehen hinter Japan, zu hundert Prozent"
Trump sagte Japan die uneingeschränkte Unterstützung der USA zu. "Die Vereinigten Staaten von Amerika stehen hinter Japan, ihrem großen Verbündeten, zu hundert Prozent", sagte der US-Präsident bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Abe in Florida. Trump hatte bereits am Freitag ein Bekenntnis zur traditionellen Militärallianz mit Japan abgelegt.
Der amtierende südkoreanische Präsident und Premierminister Hwang Kyo-ahn, der seit der Suspendierung von Staatschefin Park Geun-hye deren Amtsgeschäfte führt, erklärte, Nordkorea werde für den Raketentest eine "entsprechende Strafe" erhalten. Das südkoreanische Verteidigungsministerium bezeichnete den Test als eine "Provokation, mit der die Reaktion der neuen US-Regierung" getestet werden solle. Nordkorea wolle mit seinem Atom- und Raketenprogramm "weltweite Aufmerksamkeit" auf sich ziehen.
Der Typ der Rakete war zunächst unklar. Die südkoreanischen Streitkräfte überprüften, ob es sich um eine Mittelstreckenrakete vom Typ Rodong mit einer Reichweite von 1.300 Kilometern oder eine Musudan mit geschätzter Reichweite von 3.000 bis 4.000 Kilometer gehandelt haben könnte. Eine Musudan könnte Ziele in Südkorea oder Japan treffen, aber auch den US-amerikanischen Militärstützpunkt auf Guam im Westpazifik. UNO-Resolutionen verbieten Pjöngjang Raketentests unter Verwendung ballistischer Raketentechnik.
Die Spannungen in der Region hatten sich nach zwei Atomtests und mehr als 20 Raketentests durch Nordkorea im vergangenen Jahr erhöht. Der UNO-Sicherheitsrat hatte die Sanktionen gegen das Regime von Kim Jong-un deutlich verschärft.
Der nordkoreanische Machthaber hatte in seiner Neujahrsansprache erklärt, sein Land stehe kurz vor dem Test einer Interkontinentalrakete, die auch Teile der USA erreichen könne. Das US-Verteidigungsministerium warnte den isolierten Staat daraufhin eindringlich vor neuerlichen Provokationen.
Trump erklärte kurz nach Kims Ankündigung, er glaube nicht daran, dass nordkoreanische Raketen jemals die USA erreichen könnten. Das werde "nicht passieren", schrieb er im Onlinedienst Twitter. Der neue US-Verteidigungsminister James Mattis erklärte Anfang Februar bei einem Besuch in Seoul, jeder Einsatz von Atomwaffen durch Nordkorea würde eine "wirksame und überwältigende" Antwort der USA nach sich ziehen.
Südkorea vermutet, dass Nordkorea mit den Raketentests die Entwicklung ballistischer Interkontinentalraketen vorantreiben will, die mit Atomsprengköpfen bestückt die USA erreichen könnten. Experten sind aber geteilter Meinung darüber, wie nahe Nordkorea an der Verwirklichung seiner atomaren Ziele ist, vor allem, weil es bisher nie erfolgreich eine Interkontinentalrakete getestet hat. Nach US-Angaben ist das Land inzwischen in der Lage, Mittelstreckenraketen mit atomaren Sprengköpfen zu bestücken und abzufeuern.
Laut dem Nordkorea-Experten Yang Moo-jin wurde die Rakete möglicherweise zur Feier des Geburtstags von Ex-Machthaber Kim Jong-il am 16. Februar abgeschossen.
(APA/Reuters)