Turkmenistan stellt sich auf den nächsten Langzeitherrscher ein

Wenn Gurbanguli Berdimuhamedow ein Gedicht schreibt, landet dieses gerne auf den Titelseiten der turkmenischen Zeitungen.
Wenn Gurbanguli Berdimuhamedow ein Gedicht schreibt, landet dieses gerne auf den Titelseiten der turkmenischen Zeitungen.(c) imago/ITAR-TASS (imago stock&people)
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Gurbanguli Berdimuhamedow ließ sich mit angeblich mehr als 97 Prozent der Stimmen in Turkmenistan zum Präsidenten wählen. Gratulationen kommen aus Russland.

Bei der Präsidentschaftswahl im autoritär regierten Turkmenistan ist Amtsinhaber Gurbanguli Berdimuhamedow mit 98 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden. Das in der Hauptstadt Aschchabad bekannt gegebene Ergebnis lag knapp über dem Stimmenanteil von 2012 und deutlich über dem Resultat von 2007.

Die zentralasiatische ehemalige Sowjetrepublik richtet sich darauf ein, dass Berdimuhamedow (Berdimuchamedow) womöglich ein Leben lang in seinem Präsidentenpalast aus weißem Marmor bleiben wird.

Der russische Präsident Wladimir Putin gratulierte Berdimuhamedow zu dem Wahlergebnis, das dessen "starke politische Autorität" bestätige. Die Bevölkerung unterstütze die Politik des Präsidenten mit der "Stärkung der Wirtschaft und der Verbesserung des Lebensniveaus der Bürger", schrieb Putin in einem Glückwunschtelegramm.

Die turkmenischen Staatseinnahmen werden fast ausschließlich aus Erdgasverkäufen bestritten, von denen inzwischen drei Viertel nach China gehen. Der Wert der Landeswährung ist indes in den vergangenen Jahren stark eingebrochen.

Die Wahlbeteiligung wurde von der Wahlkommission mit mehr als 97 Prozent angegeben. Etliche Bürger in Aschchabad und Umgebung sagten jedoch der Nachrichtenagentur AFP, sie nähmen nicht an der Wahl teil.

Acht andere Kandidaten waren zu der Präsidentschaftswahl angetreten, ihnen waren von vornherein keinerlei Chancen eingeräumt worden. Bei der Wahl 2012 hatte der autoritär regierende Berdimuhamedow 97,1 Prozent der Stimmen erzielt. Im vergangenen September wurde die Amtszeit des Präsidenten von fünf auf sieben Jahre verlängert und die Altershöchstgrenze für den Staatschef abgeschafft.

Der turkmenische Präsident ist mit einer großen Machtfülle ausgestattet: Er ist zugleich Regierungs- und Armeechef und kontrolliert Medien und Zivilgesellschaft. Die ehemalige Sowjetrepublik, die große Erdöl- und Erdgasvorkommen hat, zählt zu den isoliertesten Staaten der Welt.

Berdimuhamedow stammt aus einer Familie mit acht Kindern, in der er der einzige Sohn war. Er wurde Zahnarzt und behandelte später auch den damaligen Präsidenten Saparmurat Nijasow, der bis zu seinem Tod 2006 eine autoritäre Herrschaft in Turkmenistan ausübte. Der mit Turkmenbaschi (Führer der Turkmenen) titulierte Nijasow setzte Berdimuhamedow zunächst als Gesundheitsminister ein. Mit starkem Rückhalt der Geheimdienste trat Berdimuhamedow schließlich die Nachfolge Nijasows an.

Im täglichen Leben der Turkmenen ist Berdimuhamedow omnipräsent. Seine Gedichte werden auf den Titelseiten der Tageszeitungen abgedruckt, ein von ihm komponiertes Lied wurde von einem Chor mit tausenden Sängern aufgeführt. Berdimuhamedow ließ einen Flughafen in Vogelform für zwei Milliarden Euro errichten; nennenswerte Einnahmen aus dem Tourismus gibt es nicht.

Die Wähler entschieden über "die Zukunft des Volkes" in den sieben kommenden Jahren, sagte Berdimuhamedow bei der Stimmabgabe. "Wenn ich gewählt werde, wird unsere Politik der Verbesserung sozialer Hilfen fortgesetzt." Allerdings hat er angekündigt, dass die Preise für Gas, Strom und Wasser steigen sollen. Unter Nijasow war die Grundversorgung kostenfrei.

(APA/AFP)

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