Keiner sagte so oft „ich“ wie Donald Trump

Donald Trump ist unter den Präsidentschaftskandidaten 2016 der klare Vorreiter unter den „I“-Sagern.
Donald Trump ist unter den Präsidentschaftskandidaten 2016 der klare Vorreiter unter den „I“-Sagern. (c) REUTERS (KEVIN LAMARQUE)
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Forscher analysierten TV-Debatten der US-Präsidentschaftskandidaten – auch ihre Lieblingswörter.

Es gibt Worte, die sagen alle Politiker, die gewählt werden wollen, sehr gern. In den USA gehört etwa das Wort „people“ dazu – nur die unterschiedliche Frequenz verrät hier etwas über den, der es benutzt. „We“ and „I“ sind natürlich auch darunter – aber wer verwendet welches Wort lieber? Donald Trump, das geht aus einer in der Zeitschrift Digital Scholarship in Humanities veröffentlichten Studie klar hervor, ist unter den Präsidentschaftskandidaten 2016 der klare Vorreiter unter den „I“-Sagern. Es ist das zweithäufigste Wort, das er in den TV-Debatten verwendet hat – nach dem bestimmten Artikel „the“.

Und das will etwas heißen. Denn Donald Trump – das zeigt die Studie ebenfalls – ist auch der Meister der Wiederholungen. Kein anderer Präsidentschaftskandidat nutzte ein so begrenztes einfaches Vokabular immer wieder. Diese Erkenntnis freilich ist nicht neu, bereits ein Vergleich der Wahlreden der Präsidentschaftskandidaten (im Vergleich zu ausgewählten früheren US-Präsidenten, von Lincoln bis Bush) zeigte, dass sich Trump grammatikalisch unter dem Niveau von amerikanischen Siebtklasslern bewegt, hinsichtlich Vokabular kaum höher. Nur George W. Bushs Reden hatten ein noch geringeres sprachliches Niveau.

Clinton liebte „comprehensible“

Auch Hillary Clinton, zeigt die Studie, gehörte zu jenen Kandidaten, die am liebsten „ich“ sagten – wenn auch deutlich weniger als Trump. Zu ihren sonstigen Lieblingswörtern zählten etwa „comprehensible“, „affordable“ und „try“. In Trumps Reden kamen besonders oft „tremendous“, „Mexico“ und „deal“ vor, für Jeb Bush typisch sind u. a. „proven“, „status“ und „brother“, für Bernie Sanders „class“, „wealth“, „Wall Street“ und „billionaire“.

Trumps äußerst kurze Sätze wirkten im Wahlkampf für breite Schichten wohl attraktiver als Clintons lange. „Muss effiziente Kommunikation auf tweethafter Rhetorik basieren, und wird diese Form die zukünftigen Wahlen dominieren?“, fragt Jacques Savoy von der Universität von Neuchâtel in der Schweiz, Erstautor der Studie: „Die rhetorische Entwicklung geht klar in Richtung der Kurzkommunikation, aber impliziert das auch simplistische Analysen und Lösungen? Wenn die Antwort ja ist, sehe ich ein echtes Risiko für die Demokratie.“ (sim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2017)

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