Trump schlägt präsidentielle Töne an

„Die Zeit für triviale Streitereien ist hinter uns“: Donald Trump gab sich am Mittwochabend vor dem Kongress versöhnlich.
„Die Zeit für triviale Streitereien ist hinter uns“: Donald Trump gab sich am Mittwochabend vor dem Kongress versöhnlich.(c) APA/AFP/POOL (JIM LO SCALZO)
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Der neue Präsident erntet für den gesetzten Tonfall seiner ersten Kongressansprache auch von Gegnern Lob. Doch wie er seine Versprechen umsetzen will, sagte er nicht, und in der Sache ist seine nationalpopulistische Linie unverändert.

Washington. Keine Angriffe auf die Medien, die er zuletzt als „Feinde des amerikanischen Volkes“ denunziert hatte. Kein bombastisches Selbstlob über die angeblich unübertroffenen Menschenmassen bei seiner Angelobung. Kein Versprechen, dass Mexiko für seine, Trumps, geplante Grenzmauer zahlen werde. Keine erfundenen Horrorgeschichten über Terrormassaker in Bowling Green oder Schweden. Und, als Krönung seines ersten Auftritts vor dem versammelten Kongress, eine Hommage an den Navy-Seal-Soldaten, der beim ersten geheimen Anti-Terror-Einsatz seiner Amtszeit im Jemen starb: Donald Trump hielt sich am Mittwochabend bei seiner Ansprache auf dem Capitol Hill an den Redetext, und das verblüffte selbst einige seiner schärfsten Gegner. „Das war der Moment, in dem er zum Präsidenten wurde“, erklärte zum Beispiel CNN-Kommentator Van Jones, ein früherer Mitarbeiter von Präsident Barack Obama.

Die Macht des Teleprompters

Diese Rede zeigt: Wenn Trump die Finger vom Twittern lässt und sich an den Teleprompter hält, statt seinem Bauchgefühl zu folgen, klingt seine Botschaft von wirtschaftlichem Populismus und außenpolitischem Isolationismus deutlich staatsmännischer. Anders als bei seiner Rede zur Amtseinführung am 20. Jänner ersparte er sich Horrorvisionen vom „amerikanischen Gemetzel“ und vom „Wohlstand unserer Mittelschicht, der aus ihrem Heim gerissen und über die Welt verteilt“ wurde. „Die Zeit für triviale Streitereien ist hinter uns“, rief er am Mittwoch. Wie lange sich der Präsident im Griff hat, ist offen. Am Inhalt seiner nationalpopulistischen Botschaft hat sich nichts geändert. Und wie er die Reformen umsetzen will, die er verspricht, hat Trump auch am Mittwoch vorerst noch für sich behalten. Die fünf Kernthemen seiner Rede verdienen eine genauere Betrachtung.

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