Mindestens 22 Tote bei Brand in Kinderheim in Guatemala

Kerzen für die Opfer.
Kerzen für die Opfer.REUTERS/Saul Martinez
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Die Kinder und Jugendlichen sollen wegen sexuellen Missbrauchs durch das Personal eine Revolte gestartet haben und Matratzen angezündet haben.

Guatemala trauert um 22 Opfer eines Feuers in einem Kinderheim. Bei den Toten handelt es sich um Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren. 38 Verletzte, darunter 16 in lebensbedrohlichem Zustand, wurden in Krankenhäusern behandelt. Medienberichten zufolge war in der Nacht eine Revolte gegen mutmaßlichen sexuellen Missbrauch durch das Personal sowie schlimme Lebensbedingungen ausgebrochen.

Den Jugendlichen sei gerade das Essen serviert worden, als einige von ihnen eine Matratze angezündet hätten, sagte ein für Kinderrechte zuständiger Staatsanwalt, Abner Paredes. "So wurde das Feuer ausgelöst." Die meisten Leichen waren laut Staatsanwaltschaft vollständig verkohlt. Die Opferzahlen seien nur vorläufig, da der Brandort noch nicht komplett abgesucht sei.

Präsident Jimmy Morales ordnete in einer Fernsehansprache drei Tage Staatstrauer an. Der Leiter des staatlichen Heims etwa zehn Kilometer östlich von Guatemala-Stadt sei entlassen worden. Vor dem Drama habe es noch die Anordnung gegeben, wegen der Überfüllung einige Kinder in andere Einrichtungen zu überweisen, sagte der Staatschef.

Heim für familiäre Missbrauchsopfer

Voller Angst warteten am Mittwochnachmittag Angehörige auf Nachrichten über das Schicksal von betroffenen Familienmitgliedern. "Sie wollen keine Informationen geben", sagte die 22-jährige Rosa Aguirre, die ihre beiden 13 und 15 Jahre alten Schwestern und ihren 17 Jahre alten Bruder vermisste. Sie berichtete, es habe häufig Schlägereien in dem Heim gegeben. Ihr Bruder sei mehrfach allein in eine dunkle Zelle gesteckt worden.

In der Nacht hielten Menschenrechtsaktivisten Mahnwachen mit Kerzen vor dem Unglücksort sowie auf dem größten Platz in Guatemala-Stadt, Blumen wurden im Gedenken an die Opfer niedergelegt.

Das Feuer war in der Nacht im Mariä-Himmelfahrt-Heim in San José Pinula ausgebrochen. Nach Feuerwehrangaben wurden die Verletzten mit Verbrennungen ersten, zweiten und dritten Grades in Krankenhäuser der Hauptstadt gebracht.

In der 2006 gebauten, vom staatlichen Wohlfahrtdienst überwachten Einrichtung lebten Minderjährige, die in ihren Familien misshandelt wurden oder auf der Straße lebten. Vorgesehen war das Heim für 400 Bewohner, jedoch waren fast doppelt so viele dort untergebracht.

Heim eine "Zeitbombe"

Ein Ex-Mitarbeiter der Einrichtung, Angel Cardenas, bezeichnete das Heim als "Zeitbombe". Das Klima dort sei gewalttätig gewesen. Er habe die Behörden mehrmals wegen der Zustände in dem Heim gewarnt.

Der für den Schutz von Kindern zuständige Staatsanwalt Harold Flores sagte dem Radiosender Emisoras Unidas, seit vergangenem Jahr habe es verstärkt Beschwerden gegeben, Bewohner des Heims seien vor sexuellem Missbrauch geflohen. Zur Klärung der Brandursache und der Verantwortlichen des Unglücks sei eine Untersuchung eingeleitet worden.

Unicef sprach von einer "Tragödie". Die Kinder und Jugendlichen in dem Heim "müssen geschützt werden", erklärte das UN-Kinderhilfswerk via Twitter. Guatemalas Parlament hielt eine Schweigeminute für die Brandopfer ab.

Eine Staatsanwältin für Kinderrechte, Hilda Morales, erklärte, sie werde die Schließung des Heims verlangen. Die Mitarbeiter, die ihre Pflicht vernachlässigt hätten, sollten strafrechtlich verfolgt werden.

(APA/AFP)

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