Bundestagspräsident Lammert, Regierungschefin Merkel und Grünen-Parteichef Özdemir redeten der Regierung in Ankara ins Gewissen. Diese zeigte sich jedoch unbeeindruckt.
Wien/Berlin. Wenn die Kanzlerin ihre Regierungserklärung in ihrem eher monotonen Stil vom Blatt liest, reißt dies im Bundestag keinen von den Sitzen. Am Donnerstag aber kochten unter der Reichstagskuppel die Emotionen, und dies hatte zum einen mit der Debatte in der Türkei-Frage zu tun und zum anderen mit der Ouvertüre durch Norbert Lammert. Der Bundestagspräsident (CDU) bezog in einer geschliffenen Grundsatzrede dezidiert Stellung und gab so den Ton für seine Nachredner vor.
Wer einen Vergleich zwischen Deutschland und dem Dritten Reich ziehe, disqualifiziere sich selbst, sagte er in Richtung der Erdoğan-Regierung in Ankara. Die Rechte, die ein Land wie die Türkei für ihre Repräsentanten in Deutschland einfordere, müsse sie auch den Landsleuten zu Hause garantieren. Stattdessen jedoch steuere die Türkei auf einen autokratischen Staat zu, stellte Lammert unter großem Beifall fest.