Nur rund 1,4 Prozent der 512 Millionen EU-Bürger haben türkischen Hintergrund. Die meisten davon leben in Deutschland.
Wien/Brüssel. In der Europäischen Union mit ihren 28 Mitgliedsstaaten und ihrer Einwohnerzahl von rund 512 Millionen Menschen (Ende 2016) leben Angaben verschiedener Quellen zufolge momentan mindestens sieben Millionen türkische Bürger und Menschen mit türkischem und türkisch-kurdischem Migrationshintergrund. Damit stellen diese rein statistisch gesehen einen Anteil von nicht einmal 1,4 Prozent der Bewohner im Unionsgebiet.
Zum Vergleich: Die Türkei hat (ohne Flüchtlinge einzubeziehen) momentan fast 80 Millionen Einwohner, das ist nicht viel weniger als das einwohnermäßig größte EU-Land Deutschland (82 Millionen), aber doch weit mehr als die Nummer zwei der EU, Frankreich (67 Millionen Einwohner samt den Überseegebieten).
Freilich sind die Türkeistämmigen in der EU recht ungleich verteilt. Die meisten findet man erwartungsgemäß in Deutschland, nämlich drei bis 3,5 Millionen. Frankreich folgt mit 900.000 bis einer Million. Bulgarien liegt mit rund 800.000 auf Platz drei, danach folgen die türkisch-kurdischen Gemeinschaften im Vereinigten Königreich (500.000), den Niederlanden (480.000), Österreich (360.000 bis eventuell sogar 500.000) und Griechenland (etwa 350.000). Auffallend klein sind die türkischen Communities etwa in Italien (etwa 20.000), Polen (3300) und Portugal (um die 700), bei letzteren beiden handelt es sich aber nur um türkische Staatsbürger.
EU-Beitrittschance faktisch tot
Die Türkei ist ungeachtet der aktuellen Vorgänge unterdessen weiter EU-Beitrittskandidat. Allerdings könnte der Plan Ankaras, bei einem Ja der Türken am 16. April zum Referendum über das umstrittene Präsidialsystem die Wiedereinführung der Todesstrafe im Parlament zu debattieren, einen automatischen Austrittsweg aufzeigen. Wenn die Türkei die Todesstrafe wieder einführt, kann sie kein Mitglied der EU werden. Auch politisch wird wegen nötiger Volksabstimmungen in den EU-Staaten ein Türkei-Beitritt mittlerweile für aussichtslos gehalten, zumal der politische Wille dazu in der Türkei ebenfalls massiv abnimmt. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2017)